Altstadt-Geflüster: Die Billardkugel fest im Blick
Jochen Jansen versenkt gerne Kugeln auf grünen Tischen. Ferner: Das Stradivari mausert sich zur Musik-Pinte Nr.1. Und: Villa Arretz wird Leben eingehaucht.
Kempen. Er ist Play-Profi. Handelt mit Spielsachen. Und spielt selber gern. Vor allem Billard. Mittlerweile hat sich Jochen Jansen (40), Chef von Spielwaren Jansen an der Engerstraße 50, in die Landesliga der Kolor-Kugel-Könner vorgestoßen.
Die Turniere führen ihn quer durchs Rheinland. "Ich habe schon als Kind gerne Pool-Billard gespielt", sagt er, "aber leider gibt es in Kempen ja keinen Verein". Deshalb tritt Jansen in Krefeld an, beim Club "Young Guns", und steigt zwei Mal die Woche in den Zug, um im "Scotty" an der Ritterstraße zu trainieren. Doch auch in der Thomasstadt geht der Landesligist mit seinem Queue gern zu Werke - liga-los im Kuba.
Der Kutscher reitet beschwingt übers flotte Parkett: Zum ersten Tanztee lädt das Stradivari am Sonntag von 15 bis 20 Uhr ein. Die Band Old Iron um den jungen Gitarristen Robin Schmitz spielt dazu auf.
"Es gibt außer Tee auch andere Getränke und natürlich Kuchen", verspricht Wirt Werner Kutscher jetzt jeden ersten Sonntag im Monat Tanz im Saal an der St. Huberter Straße 20. Old Iron spielt die gesamte Palette von Blues über Fox bis hin zu Disko. Kutscher: "Ich bin selbst mal gespannt, was für Publikum sich am Sonntag aufs Tanzparkett wagt." Eintritt frei.
Zwei Fragen: Waren Sie am Samstag vor einer Woche bei der Benefiz-Gala Haiti im Kolpinghaus? Und haben Sie die Eintrittskarte noch? Wer zwei Mal nickt, geht am Samstagabend am besten in die Musikkneipe Stradivari. Denn an der St. Huberter Straße 20 spielt die Rockband Goodnight Johnboy um Barbara "the voice" Brüggemann, die allen Gala-Gästen mit Ticket freien Eintritt versprechen. Alle anderen zahlen fünf Euro. Um 20.30 Uhr geht’s los.
Wer nah am Tor der Kühe kocht, muss nicht nur Fleischtöpfe auf den Herd stellen. Ruth und Horst Kockers haben den Stapellauf einer neuen maritimen Magen-Sitte eingeläutet: Künftig serviert ihr Lokal "Zur Alten Wache" jede Woche drei Fisch-Variationen.
Von mittwochs bis mittwochs. Derzeit angeln Seefrucht-Freunde Kuhtor-nah an der Kerkener Straße 9 ein kulinarisches Trio: Entweder gebratene Gambas an Bandnudeln mit Zitronengras-Curry-Kokos-Sauce, Zanderfilet unter der Kartoffelkruste auf Weinsauerkraut oder Rotbarbenfilet auf Ratatouille-Gemüse und Basmati-Reis. Motto: "Fisch auf den Tisch". Dafür signalisiert der Koch schon in seinem Nomen ein gutes Omen: Der Mann heisst Marc Fischer.
Zurück zum Stradivari. Nächste Woche macht die Musikkneipe ihrem Namen Ehre: zwei Konzerte. Am Mittwoch bringt Martin Engelien seinen Bass mit und lädt zur Go-Music-Session. Diesmal hat der Krefelder "Crazy" Chris Kramer dabei, der den Blues auf der Mundharmonika raus hat. Der Virtuose spielte schon mit Whitesnake, Blues Brothers und Woodstock-Legende Canned Heat. Ihm zur Seite stehen der Kölner Gitarrist Schrader, der für Guildo Horn komponierte, und der Stuttgarter Drummer Bene Neuner. Um 20.30 Uhr geht´s los. Eintritt: zehn Euro.
Drei Tage später, am Samstag, holen die Sleeping Dogs Musikfreunde aus dem Winterschlaf. Das Trio interpretiert Rockklassiker und richtet sich nach dem Publikum: "Wir spielen, was gefällt", sagt Gitarrist Charley (52). Zusammen mit Bassist "Wild Bonsai" Joe ("Der ist einen Kopf größer als ein Maggiwürfel") hat er sich Marc Gerwing als Gastdrummer ausgesucht. Die "schlafenden Hunde" beginnen gegen 20 Uhr. Eintritt: acht Euro.
Aus Alt mach Neu - dieser Spruch steht der Villa Arretz auf die Fassade geschrieben. Bis 2011 soll das Haus am Donkring 65 kernsaniert und bezugsfertig sein. Heinz Fischer und Andre Weiß sowie ein dritter Kompagnon halten die 470 Quadratmeter-Villa in Besitz und haben Architekt Norbert Querenhorst aktiviert.
Entstehen sollen zwei Etagenwohnungen à 120 Quadratmeter und eine 69 Quadratmeter-Dachgeschosswohnung sowie ein angrenzender Neubau mit vier Eigentumswohnungen. "Wir planen eine geschlossene Bebauung bis zur Vorster Straße", sagt Fischer. Denn nebenan lassen die Brüder Thelen Büroflächen und Arztpraxen entstehen.
Auch ein Denkmal steht mal leer. So geschehen an der Kuhstraße 19 im Schatten des Kuhtors. Sechs Jahre lang war Wolfram Heinen mit seiner Firma WHS-IT-Services dort auf 120 Quadratmetern ansässig. Jetzt zog der Computerfachmann an die St. Huberter Straße: "Wir sind viel unterwegs, da lohnte sich ein so großes Büro nicht mehr." Also muss sich Hausbesitzer Klaus Gerecht nach neuen Mietern umgucken.
Burgpark, Donnerstagabend. Ein Mann, eine Frau. Man kennt sich flüchtig, spaziert aufeinander zu, scheinbar belanglose Blicke werden ausgetauscht. Ihre Tiere- eine Hündin und ein Rüde- sind weniger zurückhaltend, fallen gleich übereinander her. Das ist unserem Pärchen peinlich, die Tiere werden getrennt. Ein Gespräch entwickelt sich. Er: "Hast du mal Feuer?" Sie: "Klar." Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Und der Flüsterer zieht sich zurück.
Zum Schluss was Heiteres: Haben Sie sich schon mal die Bildergalerie am Rathaus angeschaut? Und die Titel über den Fotos von der Karnevals-Session? Dann sollten Sie mal genauer hinsehen! Das tat am Freitag auch ein Viertklässler, der sich an der Riesenscheibe am Buttermarkt 1 vor dem Foto-Potpourri der Prinzenproglamation die Nase platt drückte.
Prinzenproglamation?! Ja, genau so steht’s dort geschrieben: mit g und nicht mit k. Schön, wenn der dolle Kempsche Karneval in der Rechtschreibung nachbebt und die Beamten im Rathaus über sich selbst lachen können: Gempen, Helau!