Kempen Datenautobahn für Firmenkunden
Die Stadt Kempen und die Deutsche Glasfaser wollen den Breibandausbau in den Gewerbegebieten voranbringen.
Kempen. Die Unternehmen der Stadt Kempen bekommen eine eigene Autobahn. Sie wird 100 Spuren haben und auf Wunsch direkt aufs Firmengelände verlegt. Die Rede ist von den Datenleitungen der Deutschen Glasfaser, die nach den bisherigen Planungen bereits ab Mitte des Jahres verlegt werden und im vierten Quartal zur Verfügung stehen sollen. Am Donnerstag hat die Stadt Kempen mit der Deutschen Glasfaser einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.
Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Borken betreibt derzeit den Glasfaserausbau am Niederrhein in großem Stil. Die Nachfrage im Privatkundenbereich entspricht dabei nicht immer den Erwartungen — in Mönchengladbach etwa kommt der Ausbau mangels Interesse der Bürger größtenteils nichts zustande. Im Geschäftskundenbereich dagegen sieht die Sache ganz anders aus. „Ich bin durchs Kempener Gewerbegebiet gefahren und glaube sicher: Wir werden hier Glasfaser bauen“, sagt Stephan Zimmermann, Geschäftsführer der Deutschen Glasfaser Business.
Holger Aretz weiß auch genau, warum. Er ist Geschäftsführer der Firma P3 Creation Group mit Sitz am Industriering Ost. Die Agentur für Web-Entwicklung, Videoproduktion und E-Learning verarbeitet riesige Datenmengen. „Der Breitbandausbau ist deshalb für uns das A und O“, betont Aretz. Daran fehlt es bisher am Ostring, weshalb seine Mitarbeiter zu kreativen Lösungen greifen müssen, um zum Beispiel produzierte Videos zu verschicken: Sie werden aufgeteilt, auf USB-Sticks übertragen und dann „scheibchenweise“ von Privatanschlüssen aus versendet. Auch viele seiner Kollegen im Unternehmerkreis Kempen (UKK) kennen solche Zustände, weiß Holger Aretz.
Bürgermeister Volker Rübo muss einräumen, dass es in Kempen beim schnellen Internet noch „Luft nach oben“ gibt. Zwar hat die Deutsche Telekom ihren sogenannten Vectoring-Ausbau zuletzt vorangetrieben, der die Geschwindigkeit der Datenleitungen verbessert. Doch für viele Firmen sind die bis zu 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) beim Herunterladen bzw. 40 Mbit/s beim Heraufladen immer noch viel zu langsam. Deshalb habe man sich mit der Deutschen Glasfaser auf die Rahmenbedingungen für den Ausbau eines entsprechenden Netzes verständigt, sagt Rübo.
Die Deutsche Glasfaser bietet den Kempener Geschäftskunden eine Datenleistung ab 200 Mbits/s im Up- und Download für 200 Euro im Monat an. Doch auch der Wunsch nach 500 oder sogar 1000 Mbit/s kann bei Bedarf erfüllt werden. Die Anschlussgebühr beträgt 500 Euro.
Ab sofort beginnt eine sogenannte Nachfragebündelung. Jedes Unternehmen, das in den kommenden acht Wochen einen Vertrag abschließt, wird mit Sonderkonditionen gelockt. Am 30. März führen die Deutsche Glasfaser und die Stadt Kempen ein Unternehmerfrühstück durch, um möglichst viele Interessenten zu gewinnen. „550 Firmen werden angeschrieben“, berichtet Volker Rübo.
Zunächst einmal 30 bis 40 Verträge reichen der Deutschen Glasfaser, um zu versprechen: „Ende Juni rollen die Bagger“, so Stephan Zimmermann. Insgesamt wären 60 Verträge schon „ein schöner Erfolg“ für ihn. Geplant sind die Anschlüsse für die Gewerbegebiete in Kempen (einschließlich Erweiterung Krefelder Weg) und St. Hubert. „Dort haben wir schon den ersten Kunden“, berichtet Schlüsselkundenbetreuer Thomas Pantazidis und lächelt.