Grefrath Ein König, der das Dorfleben liebt
Im letzten Teil der WZ-Serie „Meine Heimat“ erzählt Michael Theis, warum er nie auf die Idee käme, Vinkrath zu verlassen.
Vinkrath. Bei Michael Theis trifft das englische Motto „My home is my castle“ zu — und könnte um folgenden Zusatz erweitert werden: „and Vinkrath is my country“. Bezieht man es auf die Schützen, so regiert er als Schützenkönig sogar den kleinen Grefrather Ortsteil an der Grenze zum Kreis Kleve.
Die Familie Theis lebt schon seit vielen Generationen in Vinkrath. Und der 33-Jährige will das auch nicht ändern: „Ich habe nie wirklich daran gedacht, fortzuziehen.“ Die Schule und die Ausbildung zum Dachdecker hat er in Grefrath absolviert. Sein jetziger Arbeitgeber ist in Vorst, eine überschaubare Entfernung für den jungen Familienvater und Hausbesitzer. Sohn Robin ist sieben Monate alt. Seine Frau Maike kommt auch aus Vinkrath und teilt die Liebe zum Ort mit ihrem Mann. Die Mütter haben zusammen gekegelt und wenn man oder frau in Vinkrath lebt, läuft man oder frau sich halt zwangsläufig über den Weg.
Von Kindesbeinen an habe er im Vereinsleben mitgemischt, wie Michael Theis berichtet. Vater Heinz und Mutter Jutta engagierten sich im Ort, da war der Junior gleich mit dabei, unter anderem bei den Messdienern und der Jugendfeuerwehr. Die Feuerwehr ist immer noch eine Leidenschaft, mittlerweile ist er Löschgruppenführer. „Darauf bin ich stolz“, sagt Theis. Dass man als Vinkrather in keinem Verein sein kann, kann sich Michael Theis nur schwer vorstellen. Wenn man in so einem kleinen Ort lebe und sich integrieren wolle, dann müsse man sich im Dorf engagieren. Meist geschehe das über einen Verein. Theis nennt das Beispiel St. Martin. „Da haben wir tolle Tüten dieses Jahr und freuen uns schon jetzt sehr auf das Fest.“
Was ist denn das Schöne an Vinkrath? „Man kennt sich“, sagt der 33-Jährige. Man lerne seine Nachbarn kennen, weiß, mit wem man es zu tun hat, bereitet zusammen Feste vor, trifft sich einmal im Monat zum Schuffeln an der Kirche, hilft sich und kann auch mal auf ein Bierchen unangemeldet hereinschneien. Zum Thema Helfen führt der Vinkrather an, dass sich auch die alten Leute gegenseitig unterstützten und Hilfe bekämen. Deshalb ist er zuversichtlich, im Ort alt werden zu können, ohne ein Heim. Seine Großmutter hätte das auch geschafft und liege jetzt auf dem Friedhof, wo er später auch einmal seine Ruhestätte haben möchte.
Doch zurück zum Schönen. Für Michael Theis gehört dazu, dass er auf dem Theishof, den sein Onkel Ludwig und Cousin Andreas führen, mithilft. Und Treckerfahren. „Da habe ich auf der einen Seite die schöne Landschaft und bin aber auch schnell wieder mitten im Dorf“, schwärmt der junge Vater, der bei diesen Spritztouren Söhnchen Robin mitnimmt, derweil seine Frau Maike mit der Frau seines Cousins Andreas, Nadine, die nämlich die Schwester seiner Frau ist, in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken kann.
Der Stolz auf Vinkrath und Tratschen, das mache den Vinkrather aus. Für Letzteres hat er den Grundsatz: „Man muss ja nicht alles glauben, was man hört.“ Apropos Stolz und Bierchen. „Wir sind stolz, den Buschbäckerhof zu haben“, sagt Theis. Und hofft, dass die Gaststätte noch lange erhalten bleibt. Was fehlt, sei dagegen der Sportplatz. „Es ist ruhiger geworden; es kommen nicht mehr so viele Leute ins Dorf“, sagt Theis. Bei Spielen sei viel mehr los gewesen.
Einmal im Jahr geht es auf Kegeltour und zum Kurzurlaub, wenn es klappt an die See in Holland. „Mallorca, London, Gardasee. Wir waren schon außerhalb Vinkraths“, sagt Michael Theis. Aber wenn man ein Haus habe, fließe zunächst mal Zeit und Geld dorthinein. „Das machen wir uns schön.“ Seine Frau Maike und er zögen dabei an einem Strang, sagt Theis. „Wir beide haben die gleichen Interessen.“ Deshalb könnte er auch so viel machen. „Ohne meine Frau ginge das nicht.“