Kempen Es blüht so schön in Kempen

Die Natur entwickelt Frühlingsgefühle im Winter. Aber deshalb keine Panik, sagen die Fachleute.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Dass die Osterglocken an der Thomasstraße ein paar Wochen früher in den Frühling starten als andere, das kennen die Kempener. Aber dass sie schon Weihnachten mit ihren leuchtend gelben Köpfen Fußgängern und Autofahrer zunicken nicht. Und auch andere Frühblüher kommen bereits aus dem Erdreich. Es ist schlichtweg so warm, dass vor allem bei den Zwiebel-Pflanzen Frühlingsgefühl hochkommen. So drückt es Winfried Siemes vom gleichnamigen Gartencenter in St. Hubert aus. Der Gärtnermeister, der im nächsten Jahr seinen Goldenen Meisterbrief erhält, hat ein paar Tipps für WZ-Leser bereit, wie sie knospende Pflanzen vor Frost schützen können.

„Verhindern, dass Osterglocken jetzt schon blühen, das kann man nicht“, sagt er. Aber vor eventuell kommender Kälte schützen wohl. Schnee beispielsweise sei nicht so schlimm für die zarten Knospen und Blüten, starker Frost hingegen schon. „Einfach ein paar Tannenzweige vorsichtig über die Pflanzen legen. Das hilft und sieht auch noch schön aus“, sagt Siemes. Laub, das noch im Garten herumliegt, hätte den gleichen Effekt. Doch, so beruhigt er, viele der Blumen wie Osterglocken, Krokusse und Schneeglöckchen könnten einiges an Kälte vertragen. Das solle sich der Gartenfreund nicht Bange machen.

Wer nun hofft, dass Narzissen und Co. dann im „richtigen“ Frühling noch mal aufblühen, wird enttäuscht sein. „Das ist dann vorbei. Aber mit der richtigen Pflege sind sie dann wieder im nächsten Jahr dabei“, sagt Siemes. Dazu gehöre ein Volldünger zur Kräftigung der Zwiebel sowie das Entfernen der Blüte. Stängel und Blätter sollten stehenbleiben, könnten aber in einer Höhe von fünf Zentimetern abgeschnitten werden. „Das ist ganz praktisch bei einem großen Osterglockenfeld und sieht gut aus.“

„Die Bäume sind in der Winterruhe und legen jetzt auch nicht richtig los“, sagt Patricia Schürmann. Die Leiterin des Kempener Grünflächenamtes blickt gelassen auf das städtische Grün. Und beruhigt, dass die derzeit blühenden Bäume dies auch in dieser Jahreszeit sollen. „Wir haben mit Absicht Winterblüher unter anderem im Grüngürtel um die Altstadt gepflanzt. Wie Winterkirsche, Zaubernuss, Hartriegel, Schneeball, Winterjasmin sowie Mahonien, ein Berberitzengewächs“, sagt die Diplom-Ingenieurin für Landschaftsarchitektur. Sie sieht in der milden Wetterlage auch etwas Positives. „Da wir keinen Winterdienst haben, kommen unsere Mitarbeiter dazu, die Gehölze zurückzuschneiden. Bis Ende Februar müssen wir ja damit wegen der Vogelbrutzeit durch sein. In strengen Wintern sind wir dann unter Druck.“

„Das ist der Gang der Natur, dass sie, wenn es warm wird austreiben“, sagt Maria Ibach. Sie ist Gärtnermeisterin in der Baumschule Höfkes in Unterweiden. Generell hielten Bäume Winterruhe. Es könne aber sein, dass beispielsweise Rhododendren, anfangen zu blühen. Verhindern könne man dies nicht, aber die Pflanzen vor Frost schützen, wenn er denn kommt. „Das geht gut mit Vlies, Noppenfolie oder Jutesäcken“, sagt sie. Aber man solle bloß nicht Folie nehmen: „Darunter kann es warm werden, Schwitzwasser entsteht und bietet Nährboden für Pilze.“ Wichtig sei jetzt vor allem, gut zu wässern. Vor allem das Grün, das dicht bei einander steht und bei dem kein Regenwasser unter die Pflanze kommt sowie bei Kübeln. Ibach: „Sonst vertrocknen die Pflanzen eher, als dass sie erfrieren.“