Es wird weiter gequalmt
Verzichten Minderjährige jetzt vor der Schule auf ihre Zigaretten? Auch wenn sich die meisten Jugendlichen das Rauchen vom neuen Gesetz nicht verleiden lassen wollen, hat es doch bei Einzelnen zum Umdenken geführt.
<strong>Kempen. Kleine Rauchwolken hängen in der großen Pause über dem Kempener Schulzentrum zwischen Wachtendonker Straße und Am Gymnasium. Gegen 9.30 Uhr sieht man Schülergruppen umherwandern. So entziehen sie sich den Blicken der Lehrer, um schnell noch eine Zigarette zu rauchen. Auch das neue Gesetz, das Qualmen für Minderjährige verbietet und seit Samstag in Kraft ist, scheint daran nichts geändert zu haben. Wenn man die jungen Raucher fragt, wie sie die neuen Regelung finden, bekommt man eine eindeutige Antwort: "Sch . . ." Die meisten lächeln dabei leicht schuldbewusst.
Statt zum Kiosk steht jetzt der Gang zum Zigarettenautomaten an
"Jetzt sind wir gerade alle 16 und dann ändern die das Gesetz", ärgert sich Jessica (alle Namen sind von der Redaktion geändert). "Wenn wir 18 sind, darf man wahrscheinlich erst ab 21 rauchen", fügt sie hinzu. Mit etwa zehn Martinschülern steht sie in einem Kreis zusammen vor der Schule. Die meisten rauchen schon seit einigen Jahren. Einer hat schon mit elf angefangen. Ans Aufhören denken sie auch jetzt nicht. "Versucht haben wir es schon", erklären die Schüler. Aber länger als einige Woche hat es meist nicht geklappt.Viele Eltern scheinen sich mit der Sucht ihrer Kinder abgefunden zu haben. "Meine haben nur gesagt: Lass dich nicht erwischen", berichtet Yvonne. Bei dem 16-jährigen Marco vom Duesberg-Gymnasium, der einige Meter weiter vor seiner Schule steht, sieht das anders aus: "Meine Eltern finden das neue Gesetz richtig gut. Für Leute, die aufhören wollen, finde ich das auch in Ordnung. Das zwingt einen ja schon, weniger zu rauchen."
Schließlich sei die Tabak-Beschaffung nun schwieriger geworden. An den meisten Kiosks bekommt man als Jugendlicher keine Kippen mehr. Viele Verkäufer scheuen die Strafe. Es gibt aber auch andere. "Der Kioskbesitzer hat mit von dem neuen Gesetz erzählt. Er hat aber auch gesagt, ich kann trotzdem kommen", erzählt Christina von der Martinschule.
Und dann gibt es noch ein weiteres Schlupfloch: "An den Automaten bekommt man noch Zigaretten. Die werden erst 2009 umgestellt", erklärt Martina. "Und dann sind wir schon 18", fügt Jessica schmunzelnd hinzu.
Ordnungsamt: "Anfangs wird aufklärend gearbeitet", sagt Ordnungsamt-Leiter Helmuth Ohletz. Die neue Regelung müsse sich erst einbürgern. Mit dem Jugendamt will er dabei eng zusammenarbeiten. Das Abgabe-Verbot von Zigaretten an Jugendliche sei eindeutig. "Wir werden auf Anzeigen sofort reagieren."
Polizei: "Wir machen keine Jagd auf rauchende Jugendliche", erklärt Polizeisprecher Wolfgang Wiese. Man werde diese auf das neue Gesetz hinweisen. Zigaretten wegnehmen gehöre nicht zu den Aufgaben der Beamten. Weiterhin werde auf Prävention an den Schulen gesetzt.