Kempen Gedenken an Vertreibung und Flucht

Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden rund 2000 Menschen eine neue Heimat in Kempen. An ihr Schicksal erinnert nun eine Tafel am Kuhtor.

Vertreter der Stadt Kempen und des früheren Vertriebenenverbandes präsentierten am Donnerstag die Gedenktafel am Kuhtor.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Krieg, Hunger, Elend, Millionen Menschen auf der Flucht. Das sind Worte, mit denen man die heutige Situation in Europa beschreiben kann. Sie treffen aber auch auf das zu, was sich vor rund 70 Jahren in Deutschland abgespielt hat. Aus den ostpreußischen Gebieten wurden Millionen Menschen vertrieben. Sie waren gezwungen, im Westen eine neue Heimat zu finden. 2000 von ihnen fanden diese in Kempen. Nun erinnert eine Gedenktafel am Kuhtor an das Schicksal dieser Familien, die seit Jahrzehnten in der Thomasstadt integriert sind.

„Das Kuhtor ist der richtige Ort, weil wir hier früher unsere Heimatstube hatten“, sagt Rita Langhans, ehemalige Vorsitzende des Ortverbandes der Vertriebenen. Von 1986 bis 2011 befand sich die Ostdeutsche Heimatstube im Obergeschoss des Denkmals.

2011 wurde die Stube unter anderem deshalb geschlossen, weil sie nur über eine „enge Treppe“ zu erreichen war, so Horst Latzel. „Außerdem wurde unser Ortsverband immer kleiner“, ergänzt Langhans. Aufgrund der sinkenden Mitgliederzahl sei der 1947 gegründete Verband dann auch 2011 aufgelöst worden.

„Bis dahin haben wir viel Integrationsarbeit geleistet“, erinnert sich die frühere Vorsitzende. „Bei Ausstellungen haben wir immer unseren Bezug zu Kempen hergestellt.“ So gab es zum Beispiel eine Ausstellung zu den Straßennamen in Kamperlings: Könisberger, Stettiner und Breslauer Straße, die nach den Städten im heutigen Polen und Russland benannt sind.

Der Anfang für die rund 2000 Menschen in Kempen ähnele dem, den die Flüchtlinge heute erleben, findet Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese: „Auch damals gab es zunächst große Unterkünfte — zum Beispiel im alten Kolpinghaus.“ Das Schild, das auf Initiative der Vertriebenen aus Kempen errichtet wurde, sei ein Baustein, damit das Schicksal der Menschen von damals nicht vergessen wird. Historisches Material dazu sei im Stadtarchiv eingelagert worden.

„Es ist aber auch wichtig, dass wir gerade in der heutigen Zeit, in der wieder viele Flüchtlinge in Kempen ankommen und auch bleiben werden, an die damaligen Ereignisse erinnern“, sagt Friese.