Haus Kamperlings: Nach der Sucht zurück in den Alltag

Die Kempener Einrichtung für Alkoholkranke gibt es seit 20 Jahren. Gefeiert wurde mit einem Tag der offenen Tür.

Kempen. „Die Sauferei hat meine Ehe scheitern lassen“, sagt Peter und nippt an seiner Cola. Seit dem 13. Januar vor 13 Jahren ist er trocken — und doch hat der Alkohol bei ihm sichtbare Spuren hinterlassen.

Schütteres Haar, der ausgemergelte Körper und glasige Augen zeugen von der Zeit an der Flasche. Diese „Zwischenstation meines Lebens“ endete für den heute 58-Jährigen im Haus Kamperlings an der Landstraße in Richtung Oedt.

Das Wohnhaus für Menschen mit chronischer Abhängigkeits- und psychischer Erkrankung an der Oedter Straße 86 feierte jetzt sein 20-jähriges Bestehen. „Seit der Eröffnung im September 1993 sind stets alle zwölf Plätze belegt“, sagt Teamleiter Stephan Boekholt. Davor gab es für Menschen, die aus einer Langzeittherapie kommen, nur die Krefelder Klinik des Trägers, der Alexiander GmbH. „Der Bedarf war deutlich vorhanden“, sagt Boekholt.

Das Haus Kamperlings verhilft den Bewohnern zu einem wieder selbstbestimmten Leben in eigenen vier Wänden. Dort gibt es zwischen 14 und 25 Quadratmeter große Einzelzimmer sowie eine Wohngruppe in Oedt mit Platz für drei Menschen. Fünf Mitarbeiter sorgen tagsüber für die Bewohner, nachts eine „Schlafbereitschaft“.

Ein strukturierter Tagesablauf vom gemeinsamen Frühstück bis zum Abendbrot schafft Normalität. „Genau darum geht es uns“, sagt Boekholt. Wenn das Leben durch eine Sucht entgleitet, sei Struktur notwendig.

Nach einer Suchtentwöhnung bietet das Haus Kamperlings diverse Angebote für den Schritt zurück in die Normalität. In Gruppen stehen Sport, Holz- und Stoffarbeiten in der Werkstatt sowie Gespräche auf dem Plan. Der Garten wird in Eigenregie gepflegt, was laut Stephan Boekholt „ein echter Erfolg“ ist.

40 Prozent der Bewohner schaffen es „suchtmittelfrei“ in eine eigene Wohnung. So auch ein 64-Jähriger, der ungenannt bleiben will: „Ich habe mich dank des Hauses in ein geregeltes Leben gekämpft“, sagt er.

Nach dem Unfalltod seiner Frau ertränkte er seine Einsamkeit in Alkohol, trank pro Tag bis zu 20 Flaschen Bier und eine halbe Flasche Wodka. „Heute bin ich trocken, gelassen und vor allem zufrieden mit mir selber“, sagt er. Solche Beispiele belegen den Erfolg des Hauses Kamperlings, in dem alte Gewohnheiten ein Ende und Träume einen Anfang finden.