Kaldenkirchen: Wie roch Pflaumenschnaps?
Alter: Im Curanum-Seniorenzentrum gibt es spezielle Therapien für Demenzkranke. Dazu gehört die so genannte basale Stimulation.
Kaldenkirchen. Dass bestimmte Gerüche oder Lieder Erinnerungen wecken, kennt wohl jeder. Dass sie auch wichtiger Therapie-Bestandteil für Demenzkranke sind, zeigt das Betreuungsangebot im Curanum-Seniorenzentrum an der Venloer Straße 36.
Seit 2000 gibt es diese Einrichtung, in der 60 Bewohner, verteilt auf zwei Wohnbereiche, ihren Lebensabend verbringen. Rund 25 von ihnen leiden an Demenz- "Tendenz steigend", wie Sozialpädagogin Anne Buder, seit vier Jahren im Curanum, davon die letzten beiden im Betreuungsdienst, versichert.
Mit ihren beiden Kolleginnen hat die 33-Jährige die Beschäftigung mit den Demenzkranken in den vergangenen anderthalb Jahren intensiviert. Dabei steht die so genannte basale Stimulation im Vordergrund.
"Es geht dabei darum, den eigenen Körper für den Kranken wieder erlebbar zu machen. Durch gezielte Berührungen und Kältewaschungen werden Reize stimuliert. So entsteht eine tief gehende Kommunikation", erklärt Anne Buder.
Diese ursprünglich für behinderte Kinder und Jugendliche entwickelte Therapieform wird von den Betreuerinnen auf vielfältige Weise ergänzt. So wurde im letzten Jahr im Wohnbereich "Alt-Nettetal" ein Ruheraum eingerichtet. Dort betreut Melanie Tüffers die Demenzkranken während der "aktiven Mahlzeiten". "Ich zeige ihnen dabei zum Beispiel, wie man ein Butterbrot schmiert. Oder wir testen gemeinsam verschiedene Sorten Diätschokolade", so Tüffers.
Auf der Station "Nettetaler Seen" im zweiten Wohnbereich gibt es ebenfalls einen stimmig eingerichteten Ruheraum. Hier zeigt sich bei leiser Entspannungsmusik die Vielfalt der basalen Stimulation. "Neben Berührungen, etwa mit einem Waschlappen, arbeiten wir viel mit Düften und Liedern, die bei den Bewohnern Erinnerungen an früher wecken", erläutert Anne Buder.
Um die Behandlung exakt abstimmen zu können, sind für sie und ihre Kolleginnen Auskünfte der Angehörigen über die Biografie und die Vorlieben des Kranken das Wichtigste. "Wenn einer früher gerne Pflaumenschnaps getrunken hat, Volksmusik oder Operetten liebte oder viel am Strand Urlaub gemacht hat, bauen wir das in die Therapie mit ein", so Anne Buder.
Dabei kommt oft Erstaunliches zu Tage, wie die Sozialpädagogin zu berichten weiß: "Manche Bewohner kennen den Namen ihrer Kinder nicht mehr, wissen aber alle möglichen Redewendungen aus dem Effeff."
Letztlich ist es für das dreiköpfige Betreuungsteam auch immer ein Ausprobieren. Tüffers: "Man muss den Mittelweg finden zwischen Reizarmut und Reizüberflutung." Und manchmal, bei schönem Wetter, übernimmt sogar die Sonne die Therapie. "Wenn wir dann gemeinsam im Garten sitzen, strahlen alle von selbst", so Tüffers.