Grefrath/Kempen: Hurra, wir sind weiter– Fans feiern ausgelassen

Das EM-Spiel Deutschland gegen Portugal mobilisiert wieder tausende von Fans in Kempen und Grefrath.

Kempen/Grefrath. Hunderte Autos schieben sich wild hupend über den Kempener Burgring, aus den Fenstern wehen unzählige Deutschlandfahnen. Wer hier ernsthaft voran kommen möchte, hat keine Chance. Mit dem ersten wirklich mitreißenden Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei dieser Europameisterschaft, dem 3:2 im Viertelfinale gegen Portugal, stand Kempen Kopf. Vor allem die Kneipen waren rappelvoll.

Zurück zum Burgring: Plötzlich lässt sich eine rund 20-köpfige Fußgängergruppe an einer Kreuzung nieder und singt "Humba Humba Täterä". Die "Übeltäter" sind die Gäste der Kneipe "Zur Alstadt". Wirt Horst Kockers versprach allen einen halben Liter Bier für zwei Euro, die mit ihm gemeinsam eine "Ehrenrunde" über den Ring drehen.

Kockers selbst führte die Jubelkarawane im Weltmeistertrikot von 1954 an, neben ihm sein Gast Torsten Plenker. "Jetzt ist den Deutschen alles zuzutrauen", sagt dieser.

Das glaubt auch Eva Geerkens, die das Spiel ebenfalls in der Innenstadt verfolgt hat. "Ich war mir sicher, dass wir das nicht packen", sagt die 29-Jährige. "Jetzt ist alles möglich."

Im "Falko" will man nicht Putzfrau gewesen sein: Bei den drei deutschen Toren durch Schweinsteiger, Klose und Ballack gab es die ein oder andere Bierdusche, fast so, als wäre Deutschland schon Europameister.

Mehr als 3000 Fans genossen im Grefrather Eissportzentrum das spannende Spiel. Wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Wurde das 1:0 von Bastian Schweinsteiger schon lautstark und begeistert gefeiert, so brachen beim 2:0 von Miro Klose fast alle Dämme. Selbst Geschäftsführer Thomas Bolte von der Sport-und Freizeit gGmbH machte Luftsprünge.

Während Jasmin Splinter von der Damenmannschaft des SV Grefrath schon euphorisch von einem 4:1 Sieg sprach, hatte die 13-jährige Tochter Pia Lommetz das richtige Ergebnis auf ihren Lippen. Stiller wurde es lediglich in der 40.Minute beim ersten Anschlusstreffer des Favoriten Portugal, was sich wenige Minuten vor Schluss wiederholte, als der zweite Anschlusstreffer fiel. Frank Meynert, der bei den Alten Herren des SV kickt, vertrat zur Pause die Ansicht, dass es noch schwer werden würde - während die anwesende Polizei stets vom deutschen Sieg überzeugt war.

Kaum ein Besucher, der normal angezogen war. Vielmehr wurden modische Akzente gesetzt: goldene Hotpants zur schwarz-roten Bluse, die Bundesflagge als Kleidchen oder die schwarz-rot goldene Perücke.

Der Feier im Eissportzentrum folgte nach dem vielbejubelten Schlusspfiff das minutenlange Hupkonzert. Ein 42-jähriger Grefrather hielt sich beim Auto-Korso nicht an die "Spielregeln"; er setzte sich alkoholisiert hinters Steuer: Führerschein weg.