"Diese Jugendlichen wissen nicht, welchen Schritt sie als nächstes tun sollen", sagt Barbara Helbig-Lommetz. Sie ist die Organisatorin des Kempener Kinder- und Jugendtelefons und hat Fälle wie diesen einige Male gehört. "Die Jugendlichen fragen sich, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen oder wie sie es ihren Eltern beibringen", so Helbig-Lommetz.

Sie und ihre Kollegen bieten unter der kostenfreien Telefonnummer 0800/1110333 ein thematisch offenes und beidseitig anonymes Gesprächs- und Beratungsangebot. Ohne Zeitdruck widmen sich die Gesprächspartner bei der "Nummer gegen Kummer" den "klassischen" Problemen der Anrufer wie Partnerschaft, Liebe, Sexualität, Freundeskreis und Familie, aber auch anderen Themen.

"Manche Gespräche dauern zehn Minuten, manche eine halbe Stunde, einige auch über eine Stunde", sagt Helbig-Lommetz. "Der Vorteil ist einfach: Durch die Anonymität ist die Hemmschwelle weg, man muss niemanden ansehen und kann frei reden."

Wenn den Anrufern nicht sofort geholfen werden kann, werden sie weitervermittelt - an Ärzte, speziellere Beratungsstellen wie ProFamilia oder die Schwangerschaftskonfliktberatung. Oft reicht es auch aus, den Hinweis zu geben, sich in der Schule an den Vertrauenslehrer zu wenden.

5859 Mal wurden am Standort Kempen Gespräche geführt, immerhin 1289 Mal ergaben sich ernsthafte Beratungen daraus. Momentan teilen sich in Kempen 22 Mitarbeiter die Telefondienste auf. Die "Nummer gegen Kummer" ist in Kempen seit 19 Jahren anwählbar, im Mai 2009 wird das Jubiläum gefeiert.

Deutschlandweit ist es der Dachverband für örtliche Vereine, die ein Kinder- und Jugendtelefon und ein Elterntelefon betreiben. Dieses deutschlandweit auf 96 Standorte ausgedehnte Angebot ist aus dem Deutschen Kinderschutzbund hervorgegangen und diesem als Mitglied in seiner Zielsetzung verbunden.