Kempen: Tanzsport - Schweißtreibend und schön
Die Hauptgruppe der Stadtgarde tourt für Auftritte durch die ganze Republik.
Kempen. Wer bei "Gardetanz" an hübsche, hüpfende Mädchen in bunten Kostümen denkt, liegt zwar nicht ganz falsch, vergisst aber das Wichtigste: Die "hüpfenden Mädchen" sind in erster Linie ernstzunehmende Sportlerinnen, und außerdem dürfen auch Jungen mitmachen.
"Drei Minuten Power-Tanzen ist wie eine Stunde Joggen", stellt Desiree Ziemke klar, dass die Mitglieder der Tanzsportformation der Kempener Stadtgarde ein schweißtreibendes Hobby haben. Die zertifizierte Trainerin, die durch eine fünfmonatige Kompaktausbildung qualifiziert ist, leitet die Hauptgruppe, die mit Garde- und Showtänzen sowie Modern Dance in der höchsten Turnierklasse tanzen.
Dafür touren die Tänzerinnen und das einzige männliche Mitglied Markus während der Saison fast jedes Wochenende durch die Republik. "Manchmal kommt man um drei Uhr morgens vom Wettkampf und muss um sieben schon wieder arbeiten", sagt Daniela Müller. "Das nimmt man in Kauf, weil es Spaß macht", so die 19-Jährige. Der Lohn für die Mühen: 2006 der Doppeltitel NRW-Meister in Modern und Freestyle. 2007 wurden die Kempener Vize-Meister - "aber nur, weil sie nach einer Technik-Panne zweimal tanzen mussten", so der 1.Vorsitzende Detlef Adam.
Seine Tochter Isabel ist vor kurzem in die Hauptgruppe "aufgestiegen" und mit zwölf Jahren dort die Jüngste. In diesem Alter haben andere der Gardetänzerinnen erst angefangen: "Damals war ich total ungelenkig und durfte fast zu keinem Auftritt mit", erinnert sich Janine Freis, heute 21. Eine andere wirft ein: "Bei meinem ersten Spagat konnte noch jemand zwischen Boden und Beinen durchkrabbeln."
Wenn die Gruppe heute tanzt, sitzen nicht nur die Spagate, sondern auch die Bodenakrobatik mit Radschlag und Co., Hebefiguren und Balance-Akte. "Wir wissen, was wir wollen und haben Spaß daran, unser Können bei Meisterschaften unter Beweis zu stellen", sagt Desiree Ziemke.
Auftritte ohne Bewertung gehören für alle Tanzgruppen zum Alltag, etwa in Altenheimen, bei Festen oder auf überregionalen Bühnen im Karneval. "Auch, wer nur aus Spaß und ohne Leistungsdruck tanzen möchte, ist bei uns richtig", sagt Dieter Adam. Dafür gibt es eine eigene "Spaßgruppe" und Training für jüngere Tänzer ab drei Jahren.
Wer dauerhaft dabeibleiben will, zahlt 55Euro im Quartal, inbegriffen sind Fahrten und Kostüme. Schnuppern ist jederzeit möglich; nach den Ferien soll es dazu einen Tanz-Tag geben, um Nachwuchs zu gewinnen.