Nichts für schwache Nerven
Unter dem Titel „Rot/wild“ zeigt Svenja Ritter ihre zum Teil sehr blutigen Kunstwerke.
Kaldenkirchen. Die Idylle trügt: Das schmucke Gartenhaus aus Holz steht mitten im großen Saal der Galerie Petra Nostheide-Eycke. Das sauber geputzte Fenster lädt zum Hineinschauen ein. Wer das tut, der wird geschockt. Er sieht die blutigen Reste eines schlachtfestartigen Mordes. Der neugierige Fenstergucker hätte vorher schon mal genauer hinschauen sollen: Vor der Gartenhaustür steht ein abgehackter, blutiger Fuß. Ein blutiger Finger ist an die Holztüre genagelt.
Die Ausstellung "Rot/wild" von Svenja Ritter ist nichts für schwache Nerven. Schauderhaftes wird in surreal wirkenden, oft organischen Kompositionen entblößt. Der Betrachter muss sich mit sich aufdrängenden Assoziationen des vermeintlich Organischen - oft mit Weiblichem oder Natur in Verbindung gebracht - auseinandersetzen.
Es fehlt bewusst die Harmonie oder gar Lobhuldigung einer sogenannten "weiblichen Ästhetik". Die 36-jährige Künstlerin war zur Vernissage am Sonntagnachmittag ganz in Schwarz gekommen. Angela Wilms-Adrians entschied sich auf Vorschlag der Galeristin Petra Nostheide-Eycke, für eine ungewöhnliche, auch für die erfahrene Kunsthistorikern neue Form der Einführung.
Kein Vortrag, sondern Fragen an die Künstlerin. So erfahren die Gäste, dass Ritter eher zufällig auf das Thema Tod gekommen ist. Warum sie den Tod oft gewaltsam darstelle, begründete sie so: "Ich bin während meines Malerei-Studiums auf die Idee gekommen. Ich habe ein Praktikum im Sektionsraum der Gerichtsmedizin gemacht. Dabei bin ich auf neue Techniken gestoßen."
Die Künstlern verweist dabei auf einige Arbeiten. Auf Wandbilder, in die Watte eingearbeitet wurde, die wiederum mit roter Farbe per Injektionsnadeln und Spritzbesteck injiziert wurde. "Das Bild ist von dieser blutigen Farbe durchdrungen, das Rote dringt aus dem Bild nach Außen", betont Ritter.
Angela Wilms-Adrians hinterfragt auch eine weitere Installation: Hinter dem auf den ersten Blick so friedlich-idyllischen Gartenhäuschen ist ein Gemüsebeet mit reichlich Mutterboden angelegt. Aus diesem Beet ragt Blutiges hervor: eine abgehackte Hand, ein Bein, ein Fuß. "Spuren eines Mordes?" Antwort: "Nein, das muss der Betrachter selber entscheiden."