Kempen Kamil kümmert sich um Tausende von Bienen
Ein Schüler ist der jüngste Imker im Kreis Viersen und hat zwei Völker im Garten seiner Eltern.
Kempen. Auf dem 325 Quadratmeter großen Gartenstück von Familie Karasch an der Schirrmannstraße gibt es Blumen, Sträucher, Obstbäume und Gemüsepflanzen. „Das ist mein Lieblingsort“, strahlt Kamil Karasch (12). „Ich interessiere mich für alles, was wächst.“ Im Mittelpunkt des Interesses stehen für den Jungen aber die zwei Bienenvölker, die am Rande des Gartens in Kunststoff-Behausungen, den sogenannten Beuten, leben. Vor zwei Jahren hat er begonnen, sich mit dem Leben einer Biene zu befassen. Jetzt ist er der jüngste Imker im Kreis.
„Das Hobby hat angefangen mit einem Kinofilm, in dem es ums Bienensterben ging“, erzählt Kamil, Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen. Danach ging alles ganz schnell: Erst hat er sich weitere Videos auf der Internet-Plattform YouTube angesehen, dann besorgte er sich einen weißen Imkeranzug mit Haube. Bald schon stapelte sich erste Fachliteratur auf seinem Nachtisch. In seinem Zimmer baute er einen eigenen kleinen Bienenkasten aus Schuhkartons. Schließlich konnte er die Eltern überzeugen, die Bienenvölker in einem eigenen Garten unweit ihres Hauses unterzubringen. Die Insektenzahl liegt nun zwischen 30 000 und 80 000.
„Er kümmert sich um die Bienen mit großer Professionalität“, lobt Hermann Diedrich. Der Vorsitzende des Kempener Imkervereins hat Kamil von Beginn an begleitet und steht ihm regelmäßig mit Rat und Tat zur Seite. Diedrich: „Ich würde ihm meine eigenen Völker sofort anvertrauen.“ Diese Professionalität im Umgang mit den Tieren ist ganz besonders in den Sommermonaten gefragt: Ab Mai muss man sie im Neun-Tage-Rhythmus pflegen, denn in dieser Zeit findet die natürliche Fortpflanzung durch den Prozess des „Schwärmens“ statt.
Hierbei nutzt das vermehrungswillige Volk den Überfluss an Nektar und Pollen und teilt sich auf; aus einer bestehenden Bienenmasse ziehen mehrere tausend Insekten mit einer Königin aus und gründen ein neues Volk. In der ursprünglichen Nisthöhle bleibt eine Bienenmasse mit einer bald schlüpfenden neuen Königin zurück. Kamil muss vor allem darauf achten, dass die Bienen durchgehend genug Futter bekommen. Insgesamt braucht ein Bienenvolk zirka zwölf Stunden Aufmerksamkeit im Jahr.
Im Garten der Karaschs erhalten sie diese nicht nur von Kamil, sondern auch von Schwester Kinga (9), die ihn oft begleitet. „Ich habe etwas Angst vor den Bienen“, gesteht sie. „Aber ich mag den Honig total.“ 40 Kilogramm Honig gewinnt Kamil pro Volk in jedem Jahr. Dieser wird abgepackt und verkauft. Früh- und Sommertracht kann er schon genau unterscheiden. „Die Frühtracht ist heller und süßer, die Sommertracht dunkler und würziger“, erklärt er. „Ich mag die Frühtracht besonders gerne. Honig muss für mich sehr süß sein.“
Die Eltern unterstützen ihn bei seinem besonderen Hobby, haben ihm mit dem Erwerb der Gartenfläche eine optimale Umgebung geschaffen, sich um die Bienen zu kümmern. „Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass es so viel Arbeit ist“, gibt Vater Martin Karasch zu. Kamil möchte sich auch in Zukunft mit den Vorgängen der Natur beschäftigen. „Biologie ist mein Lieblingsfach“, sagt er voller Überzeugung. Ein Biologie-Studium kann er sich daher sehr gut vorstellen.