Kempen: Altstadt wird zum Basar

Feinripp und Hornhautgel durften nicht fehlen.

Kempen. Unterwäsche in Feinripp und Hautfarbe, Fensterreiniger und Möbelpolitur, Blumenzwiebeln und Osterschmuck, Ziegenbutterbalsam und Hornhautgel - das alles konnten die Kempener, die am Dienstag über den Halbfastenmarkt geschlendert sind, bewundern. Und zwar gleich mehrmals: Für jede Ware, ob Socken, Kuchenformen oder Uhren, verteilten sich mindestens drei Stände über die Innenstadt. Ein Phänomen - denn es ist beim dritten Mal immer noch genauso spannend und kurios wie beim ersten Stand.

Auf der Engerstraße, der Straße der Entertainer, weiß Herbert Strüver (55) als dritter Anbieter von Fensterwischern sein Publikum zu begeistern. Ein bärtiger Mann mit Popcorn steht vor dem Supermarkt und sieht aufmerksam zu, wie Strüver einen Spiegel wischt. Einige Minuten bleibt er stehen, dann wendet er sich ab und verschwindet in der Menge.

Inzwischen hat sich eine Menschentraube um den Verkaufsprofi gebildet. Er zeigt, welcher Wischer Schlieren zieht, wo es tropft und was der "Riesenvorteil" seines Produkts ist: keine Tropfen, keine Schlieren.

Wen diese Argumente noch nicht überzeugen, dem wird zum Selbsttest ein Wischer in die Hand gedrückt. Und schwupps öffnet sich das Portmonee, werden zwei Wischer für 20 Euro gekauft. "Viel billiger als im Verkaufsfernsehen", sagt Strüver und erzählt von den fünf Minuten, als er selbst im TV seinen Auftritt hatte. 80 bis 100 Fensterwischer wird er noch verkaufen, schätzt er.

Auch der Verkäufer von Zwiebelschneidern mit Rudi-Völler-Matte, der Bügelbild-Liebhaber mit Zipfelmütze und roten Wangen, der Milchschaum-Mann und der Putzmittel-Charmeur, dessen Sprüche so glatt sind wie das Glas, das er laufend mit Seife einreibt, können sich über mangelnden Zulauf nicht beschweren. Sie preisen ihre Mittelchen mit den immer gleichen Slogans an. Und die Kempener schauen sich das Schauspiel mal interessiert, mal vergnügt an.

Ursula Wirz hat gezielt den Stand von Ayser Yilmaz und ihrem Mann Mehmet an der Ellenstraße angesteuert. "Ich wollte schon beim Hubertusmarkt Gardinen für die Küche kaufen, aber da hatte ich vergessen, vorher abzumessen", sagt Wirz.

Nun endlich werden die Spitzen besetzten Stoffe ihre Küchenfenster schmücken. Günstige Tulpenzwiebeln für ihre Blumenkästen bekommt sie 100 Meter weiter an der Ecke Juden-/Engerstraße bei Monika Kalendkiewicz.

Überhaupt ist der Halbfastenmarkt der Markt der Schnäppchen: Damenslips, sechs für zehn Euro, Uhren für fünf Euro, Zwiebelschneider für Geizhälse. Kaum einer, der nach dem Bummel keine Tüte in der Hand hält.