Kempen: Knigge für Jungunternehmer
LvD-Schüler lernen neben Mathe und Wirtschaft Umgangsformen: So sollen sie für die Gründung einer Firma besser gerüstet sein.
Kempen. Weiß gedeckte Tafel, edle Gläser und schönes Geschirr, feines Besteck - der Klassenraum des Jahrgangs acht im Luise-von-Duesberg-Gymnasium sieht ganz anders aus als sonst. Denn es geht um Stil und Benimm, um Umgangsformen mit Geschäftspartnern.
Zum zweiten Mal bereiten sich die Schüler in einem zweijährigen Kurs auf die Gründung einer Firma vor. Und dazu gehört neben Wissen in Betriebswirtschaft, Mathematik und Bewerbungstraining auch Nachhilfe im stilsicheren Auftreten.
Auf Einladung von Kira Preen, die Sozialwissenschaften und Psychologie unterrichtet, hat Stilberaterin Antje Zeif aus Meerbusch die Schüler mit Humor um die Klippen guten Benehmens geschifft. So will sie wissen, warum man das Weinglas am Stil anfasst.
"Das ist wie der Henkel von der Tasse", meint der 13-jährige Lars. Klingt zwar logisch, aber die richtige Antwort kommt von Maja. Die Hand könne ja warm sein. Dann würden Wein oder Sekt, die gekühlt getrunken werden, erwärmt. Und Verena weiß sogar schon, dass nur Cognacgläser in der warmen Hand geschwenkt werden, weil dieses Getränk dann sein Aroma entfaltet.
Unter viel Gelächter wird das Anstoßen probiert - natürlich befindet sich an diesem Morgen statt edler Getränke schlichtes Mineralwasser in den Gläsern. "Man wünscht nicht mehr zum Wohl, sondern sagt Salute", räumt Zeif mit alten Vorstellungen auf. "Und denkt an die Nasenspitze. Höher darf das Glas nicht kommen!" Selbstverständlich muss jeder beim Anstoßen angesehen werden. "Möglichst mit freundlichem Lächeln", mahnt die Stilberaterin.
Weiter geht es mit dem richtigen Tischdecken. Da wird es doch noch mathematisch. Der Teller muss zwei Zentimeter vom Tischrand entfernt sein, die Gläser in Verlängerung der Messerspitzen aufgestellt werden. Wo gehören Löffel, Gabel und Messer hin?
Das Dessertbesteck oberhalb des Tellers, das wissen alle. Aber die Serviette liegt falsch. Links vom Teller muss sie hin. Und wenn sie unter den Tisch fällt, ist es bitteschön Aufgabe des Kellners, sie aufzuheben und eine neue zu bringen. "Alles was unter den Tisch fällt, ist Sache des Kellners", warnt Zeif davor, beim Geschäftsessen unter dem Tisch nach verloren Gegangenem zu fischen.
Lars und seine Mitschüler finden den Schüler-Knigge gut. "Damit wir uns nicht blamieren", sagen sie, "das hat uns geholfen." Im nächsten Schuljahr wird es dann ernst mit der Schülerfirma. "Irgend was im Bereich Dienstleistung schwebt den Schülern vor", sagt Lehrerin Kira Preen. Auf die echten Geschäftsessen sind die Schüler dann vorbereitet.