Kempen: Lesung - "Knastkinder" in der Kirche
Dietmar Bär und Rüdiger Bertram erzählen 170 Schülern eine bewegende Geschichte.
Kempen. "Ich lese zum ersten Mal in einer Kirche. Hier vorne fühlt man sich ja direkt wie ein Pastor." Schon mit den ersten Worten, die Rüdiger Bertram ins Mikrofon spricht, hat er die Lacher und das Publikum auf seiner Seite. Fast 200 Jugendliche von Martin- und Realschule sind vormittags in die Paterskirche gekommen, um die Lesung aus Bertrams Buch "Knastkinder" zu hören.
Der Autor hat prominente Unterstützung. Dietmar Bär, bekannt als Tatort-Kommissar Freddy Schenk, ist gekommen. Der Schauspieler hat dem Hörbuch seine Stimme gegeben. Die Veranstaltung läuft im Rahmen der Kinder- und Jugendbuchmesse.
Knastkinder erzählt die Geschichte von Jonathan (12). Er reist mit seinen Eltern auf die Philippinen, dem Heimatland seines Vaters, um dort Urlaub zu machen. Als er eines Tages alleine durch Manila läuft, verirrt er sich in einen Slum. Dort wird er ausgeraubt und in einen Knast gesteckt. Ohne seine Ausweispapiere glaubt ihm niemand seine Geschichte, dass er kein Straßenkind, sondern ein Tourist ist.
Die Schüler, zum größten Teil im gleichen Alter wie die Romanfigur Jonathan, sind von der Lesung begeistert. Ist zu Beginn der Lesung auf die Anmerkung von Hans-Jürgen van der Gieth, dass sich die Schüler ja gemeinsam mit ihren Lehrern zum Besuch der Veranstaltung entschieden hätten, noch das ein oder andere "Nein" oder "Quatsch" zu hören, gibt es nach der Lesung viele Nachfragen von Schülern und Lehrern: Das Schicksal der Straßenkinder lässt niemanden kalt.
So werden Bertram und Bär aufgefordert, von ihren Erfahrungen vor Ort zu berichten. Hintergrund des Buches ist ein Drehaufenthalt in Manila für den Tatort 1997. Beeindruckt von der Not der Straßenkinder gründen Bär und sein Schauspielkollege Klaus J. Behrendt den Tatort- Verein, der mit dem Verein Don Bosco Straßenkindern eine Perspektive gibt.