Ludger Damm: Feinsinniger Musiker mit Sinn fürs Poetische

Ludger Damm und sein Saxofon– das ist ein Begriff. Weniger bekannt ist, dass der 41-Jährige auch Gedichte übersetzt. Sprache und Musik sind für ihn gleitende Übergänge.

Kempen. Eigentlich wollten sie mit dem Fahrrad von Kempen bis nach Portugal fahren. Aber Ludger Damm und sein Kumpel blieben in Barcelona hängen. In derspanischen Stadt fasste der gerade Zwanzigjährige einen wegweisenden Entschluss: Er studierte Romanistik und Geschichte und landete per Zufall in einem Seminar über spanische Lyrik, "Und da wollte ich wissen: Wie klingt das auf Deutsch?"

Heute ist Ludger Damm, neben seinem Beruf als Musiker, einer der wenigen Übersetzer spanischer Gedichte ins Deutsche. Bodenständig und klar seien viele Werke von der iberischen Halbinsel und spiegelten oft ein Lebensgefühl wider. "Man muss erlebt haben, wie die Spanier mit Lyrik umgehen", schwärmt der 41-Jährige. "Die Spanier rezitieren in Bars, treffen sich in Kirchen oder auf Plätzen", erzählt Damm. Jeder, ob Ingenieur oder Hausfrau, dürfe teilhaben und mit den Worten spielen, deren Klang soviel Musik enthalte.

Über Umwege lernte er Werke von Angel Gonzalez kennen. Einen Gedichtband des Juristen hat Damm seitdem ins Deutsche transportiert. "Dieser Mann vermochte es, in wenige Sätze ein Füllhorn Faszination zu packen", sagt der Kempener.

"Diese Schlichtheit, die gleichzeitig so packend ist, hat dabei einen unstrittigen Bezug zur Musik", sagt der Saxofonist. Das habe ihm die Arbeit erleichtert. Er sei, wenn er übersetzt, als Musiker unterwegs. Ihm sei wichtig, Sinn und Klang des Gedichts in die andere Sprache zu retten. "Ich versuche, die Lautfolge wiederzugeben, den Rhythmus zu erhalten, all diese Dinge, die ein Gedicht zu etwas Besonderem machen." Dass ihm dies gelang, stellte er bei einem Treffen mit dem spanischen Juristen fest. "Wir haben stundenlang gesprochen. Es war wie das Komponieren eines Stücks."

Selbst Komponiertes spielt der Kempener mit Olaf Frantzki am Freitag bei der Preisverleihung zum zweiten Kempener Literatur-Wettbewerb in der Paterskirche. Die Veranstaltung beginnt um 19Uhr. "Wir fangen mit der Musik die Stimmungen der prämierten Geschichten auf", sagt Damm. Sozusagen eine Übersetzung von Deutsch in Saxofon und Bariton-Gitarre.

Diese Gitarre erklingt am Freitag zum ersten Mal vor großem Publikum: "Das Instrument hat Olaf sich über drei Jahre bauen lassen. Der Klang ist umwerfend und eröffnet uns völlig neue Felder - auch für den Umgang mit Lyrik", sagt Ludger Damm. Und freut sich.