Graffiti in Kaldenkirchen: Wilde Kunst mit Maske
Acht junge Künstler sprayten ihr ganz eigenes Bild zu „40 Jahre Nettetal“ Sie versuchten sich an zwei mal drei Meter großen Flächen und setzten dort ihre Vorstellungen um.
Kaldenkirchen. "Wann dürfen wir endlich anfangen?", fragt Graffitikünstler Scan (16) ungeduldig. Es ist 11Uhr, die Spraydosen sind an der rechten Seite vor der weißen Leinwand aufgestellt, aber die offizielle Eröffnung des Graffiti-Projektes "Unser Bild von Nettetal" dauert an. Acht junge Künstler versuchten sich an zwei mal drei Meter großen Flächen und setzten dort ihre Vorstellung von der Seenstadt um.
"Das Bild habe ich im Kopf", sagt Scan, der seine Idee noch nicht verraten will. Bloß nichts den Konkurrenten preisgeben, denn immerhin locken Preisgelder für die besten Drei. Dann endlich ertönt das Startsignal.
Scan zieht sich seine neongelb-schwarzen Schutzhandschuhe an, stülpt sich die Partikelfiltermaske über Mund und Nase und legt los. Grobe blaue Striche bringt er aufs Weiß, erste Konturen einer starken Idee.
Ebenfalls eine starke Idee hatte Michael Theven, Leiter der Geschäftsstelle des Ausländerbeitrates, der den Wettbewerb zusammen mit dem Spielecafé Kaldenkirchen (Elli Jongmanns) und der Arche Lobberich (Marie-Luise Hellekamps, Stefan Pläp) umsetzte.
Pünktlich zur 40Jahre Nettetal-Feier gibt die Stadt jungen Leuten zwischen 14 und 27Jahren die Chance, ihr Bild von Nettetal aus Sprayfarben zu erschaffen. "Die Identifikation mit der Stadt soll gestärkt, ausländische Jugendliche besser integriert werden", sagt Michael Theven zur Idee des Projektes.
Besonders gut kam es bei den Jugendlichen an, dass die Kunstwerke in Nettetal verteilt werden und an öffentlichen Plätzen bis Ende 2010 zu sehen sein werden. Eine vierköpfige fachkundige Jury, darunter eine Galeristin und der Graffiti-Profi Sebastian Riede, entschied über die besten drei Werke.
Doch bis dahin gab es fünf Stunden harte Arbeit an den Wänden. Passanten blieben immer wieder stehen und beobachteten den faszinierenden Prozess von einer öden Wand zu einem strahlendem Kunstwerk. "Eigentlich sind wir nur aus Neugier hier", sagen die zwei Herren vom Ordnungsamt, die auf Streife sind. Wer legal sprüht, ist auch in ihren Augen ein Künstler.
Nach 30 Minuten sind bei Jan (18) erste Konturen aus gelb, lila und rosa zu erkennen: Eine Figur mit Schirmmütze, der Daumen hoch, ein angedeuteter Schriftzug. "Fünf Stunden sind knapp", sagt er und schaut auf seine Vorlage.
Übrigens war die Resonanz so groß, dass noch am Morgen des Wettkampfes eine Sperrholzplatte im Supermarkt gekauft werden musste. An der versuchte sich dann der 17-jährige Kevin: "Das ist mein zweites öffentliches Graffiti", sagte er stolz.
Für Hip Hop sorgten Terrormusic und St.AR records, für Breacedance die New Basic Moves. Nach fünf Stunden ging ein bunter Tag auf dem Kaldenkirchener Marktplatz zu Ende.