Von Aap bis Zint Märte Neues Plakat zeigt 72 Begriffe auf Kempsch Platt
Kempen · (evs) Begriffe wie „Fiese Möp“ (ein nicht angenehmer Zeitgenosse) und „Muffesausen“ (Angst haben), die sind ja noch verständlich. Aber was um Himmels willen ist ein „Pannehänger“? Achim Evertz, Mundart-begeistert und vielen Kempenern als Vorsitzender des Heimatvereins Schmalbroich bekannt, klärt auf: Es ist ein Dachdecker.
Wer hätte das gedacht? Mundart wird – als durchgehende Verständigung – nur noch von wenigen gesprochen. Aber viele Begriffe und auch Redewendungen auf Platt sind dann doch in unser kollektives Gedächtnis eingegraben. Dies zu erhalten, zu bestärken und zu befördern ist Ziel einer neuen Aktion, die Evertz und Henning Lindeke gemeinsam starteten: 72 Begriffe auf Kempener Platt wurden ausgewählt und in verschiedenen Farben und Schriftgrößen zu einer attraktiven Collage auf einem Plakat zusammengefasst.
Evertz (62) hat sich dazu den Grafikdesigner Henning Lindeke (40) mit ins Boot geholt, der vor Jahren bereits ein ähnliches Plakat entwarf. Die Idee kam Evertz, als er im vorigen Jahr zwei Mädchen beobachtete, die ein Kempener Martinslied in Mundart laut auf der Kuhstraße sangen. „Wir möchten Jung und Alt das Kempener Platt wieder etwas näherbringen“, sagt er. Sofort war dann auch der Gedanke da, parallel zum Plakat eine Website einzurichten. KempschPlatt.de heißt sie. Dort sind alle Begriffe des Plakats von Aap (Affe) bis Zint Märte (St. Martin) als einzelne Buttons, die an Memorykarten erinnern, aufgelistet. Tippt man sie an, drehen sie sich. Auf der Rückseite erscheinen die liebevollen und humorigen Illustrationen des Begriffs aus der Feder von Henning Lindeke. Und das war sicher nicht immer leicht. Wie etwa stellt man „Ferkesfreud“ oder „Krintekecker“ bildlich dar? Der „Suurmuuskutscher“ transportiert eine große Tonne mit Sauerkraut auf seiner Kutsche. Wer es dann immer noch nicht verstanden hat, kann sich eine hochdeutsche Erläuterung anzeigen lassen.
Eine weitere Rubrik der neuen Website heißt „Min lievste Sprüek“. 21 Menschen, die einen Bezug zur Kempener Mundart haben, werden mit Foto und „ihrem“ Spruch auf Platt vorgestellt. Darunter ist der ehemalige Bürgermeister Karl-Heinz Hermans, der ein Gedicht extra für die Aktion beigesteuert hat. Aber auch Schreibwarenhändler Rolf Beckers, Dirk Wellmanns, Koch im St. Annenhof, Stadtführerin Tina Hirop oder Bestattungsunternehmer Bernd Loschelders kommen zu Wort. Evertz und Lindeke sind gespannt, ob sich die Website noch weiter entwickeln wird. Startschuss für die Aktion ist Mittwoch, 15. November. Dann wird die Website KempschPlatt.de freigeschaltet. Ab diesem Zeitpunkt können auch die Plakate in den Größen A 2 (zehn Euro) und A 3 (acht Euro) bei Schreibwaren Beckers und in der Thomas-Buchhandlung erworben werden.