Kempen: Reife Leistung trotz Land unter

Von einem neuen Zuschauer-Rekord war die 50.Auflage des traditionsreichen Rennens weit entfernt.

Kempen. "Das gibt ein Rennen ohne Zuschauer." Ingeborg Siegel, Vorsitzende des Radsportclubs (RSC) 1922 Kempen, haderte am Sonntag sehr mit dem schlechten Wetter, das nur hartgesottene Radrenn-Freaks vor die Tür lockte. Und das, wo doch ein Jubiläum anstand: Zum 50. Mal lautete das Motto "Rund um die Burg".

Die Teilnehmer drehten ihre Runden bei Wind und Regen unter erschwerten Bedingungen. Die Hüpfburg sollte im Schatten der richtigen Burg zu einem Magneten für die kleinen Besucher werden - wegen des schlechten Wetters wurde sie aber gar nicht erst aufgebaut. Und die Budenstadt war bestensfalls ein Budendorf.

"Wollen Sie sich mal raufsetzen?" Dirk Weyer vom TC Kempen hatte ein schlagendes Argument, eines der beiden Spinning-Räder auszuprobieren: Man konnte sich unter dem Dach des Pavillons abstrampeln, ohne nass zu werden.

Davon konnten die Teilnehmer an dem Radrennen nur träumen: Ein Zischen war zu hören, wenn sich der Pulk der Radler der recht überschaubaren Zahl von Zuschauern näherte. Zum Glück hatte die Stadt die Kehrmaschine zur Verfügung gestellt- so war das Herbstlaub weitestgehend weggefegt worden.

Ehrenamtler des Technischen Hilfswerkes hatten die Radrennfahrer genau im Blick. Sie achteten darauf, dass keine Passanten den Ring überquerten, wenn sich die Speichen-Akteure mit enormem Tempo näherten.

Anne Claaßen, 2.Vorsitzende des RSC Kempen, machte gute Miene zum bösen Spiel: "Wir lassen uns nicht unterkriegen, hatten schon schlimmeres Wetter." Sie hatte sich bereits um 7Uhr zu Aufbauarbeiten eingefunden. Im alten Londoner Doppeldecker-Bus gönnte sich Anne Claaßen später erstmal einen warmen Kaffee.

Moderatoren-Urgestein Udo Bährens aus Köln ließ sich die Laune ebenfalls nicht vermiesen. Er wurde schon mal energisch, wenn die Startnummer nicht genau da platziert war, wo sie hingehört.

"Wir haben Nachwuchssorgen wie jeder Verein", klagte Siegel, die sich noch dieses Jahr aus dem Vorstand zurückziehen wird. Um die Jugend für den Radrennsport zu begeistern, gab es jetzt nach Jahren erstmals wieder ein Nachwuchsrennen.

Die Kempener Showband baute um die Mittagszeit tapfer ihre Anlage auf, obwohl kaum ein Besucher zu sehen war. Das sollte sich im Laufe des Nachmittags, als sich das Wetter etwas beruhigte, zum Glück ändern. Trotzdem war das Jubiläums-Radrennen weit von einem neuen Zuschauerrekord entfernt. Siegel versuchte das positiv zu sehen: "Dann reichen wenigstens die gebackenen Kuchen."