„Der verrückte Einkauf“ in Kempen Shopping-Tour in Hochgeschwindigkeit
Kempen · Die Challenge: In zwei Stunden in mindestens zehn dem Werbering angeschlossenen Kempener Läden 500 Euro ausgeben.
Elf Geschäfte in Kempen erleben am Samstagvormittag eine denkwürdige Einkaufsprozession: Eine Frau kauft ein, bezahlt wird von einem Mann, ein zweiter macht Fotos, ein dritter trägt die Päckchen. Ein „verrückter Einkauf“. So lautet die Challenge: In zwei Stunden in mindestens zehn dem Werbering angeschlossenen Kempener Läden haargenau 500 Euro ausgeben. Eine Idee des Werberings Kempen, der sich auch einen passenden Namen dafür ausgedacht hat: „Der verrückte Einkauf“. Der besteht schon im sechsten Jahr, erklärt Armin Horst, Vorsitzender des Werberings.
500 Euro in zwei Stunden
in der Thomasstadt ausgeben
Die Herausforderung, genau 500 Euro in zwei Stunden auszugeben, nimmt in diesem Jahr Ilse Niemeyer an. Die 68-jährige Kempenerin hatte zwischen dem 1. Juli und dem 17. August während ihrer Besorgungen in Kempen Stempel gesammelt und das Glück, dass ihr Name für den verrückten Einkauf gezogen wurde. Die Idee dahinter erklärt Horst: „Wir wollen die Geschäfte in der flauen Sommerzeit unterstützen. Am letzten Tag in den Ferien wird der Gewinner oder die Gewinnerin gezogen, am Samstag danach eingekauft.“ Erstmalig wurden diesmal auch fünf 50-Euro-Einkaufsgutscheine verlost.
Am Donnerstagabend saßen ihr Mann Rolf, der späteren Tütenträger, und sie beim Essen, als der „freudige Anruf“ von Armin Horst einging, der ihr von dem Gewinn erzählte. Danach hatte Ilse Niemeyer einen Tag lang Zeit, sich auf ihren sportlichen Einkauf vorzubereiten. Und das gelang ihr generalstabsmäßig: Sie hatte kurze Wege zu elf Geschäften eingeplant und klare Ideen im Kopf, für wen sie was zu welchem Preis einkaufen wollte sowie das eine und andere bereits mal anprobiert, um am Samstag keine Zeit zu verlieren. „Ganz ohne Plan ist so etwas blöd“, sagt Ilse Niemeyer. Schließlich sind es etwa 100 Geschäfte, in denen sie ihr Geld verprassen könnte.
Am Samstagvormittag um 10.45 Uhr startet der Einkaufsbummel durch Kempen. Die Niemeyers werden begleitet von Armin Horst, der alles fotografisch festhält, und von Rainer Hamm, dem Geschäftsführer und Kassierer, dem Mann mit dem Portemonnaie. Nach der ersten Station bei Wäsche Wehmeyer geht es zu Radsport Claassen. „Morgen, Markus, danke nochmal“ begrüßt Ilse Niemeyer den Inhaber lachend und erklärt: „Er hat mich gezogen.“ Niemeyer benötigt eine neue Fahrradtasche. Die bekommt sie. Und schon sind insgesamt knapp 200 Euro weniger in der Geldbörse.
Auf ihren Wegen werden sie immer wieder von Passanten gegrüßt. Die Niemeyers leben seit 35 Jahren in Kempen und sind durch die Mitarbeit in den Schulpflegschaften ihrer Kinder und dem Förderverein des Elferrates Kempen 1947, sowie ihre Tätigkeit im Presbyterium ihrer Gemeinde fest in Kempen verwurzelt. Dritter Halt: KTS Haeßl. „Man muss auch Kleinigkeiten kaufen. Ich brauche für meine Fotos einen Stick“, sagt Ilse Niemeyer, und schon wandert der Stick in die Tüte.
Mit den Worten „Jetzt ist meine Tochter dran“ erwirbt sie nebenan bei den Geschenkehelden ein paar Kleinigkeiten. Beim Herrenausstatter Sander darf Rolf Niemeyer zwei Hemden mitnehmen, bei Cecil packt Susanne von Brechan ein türkises Ensemble für Ilse Niemeyer ein: Joggpants, T-Shirt und einen passenden Schal.
Rainer Hamm macht Zwischenbilanz. Nach sechs Geschäften in 30 Minuten sind 396,78 Euro ausgegeben. Eine lange Schlange steht an der Kasse von Schreibwaren Beckers. Niemeyer, die zugunsten von „Schüler bauen für Haiti“ unter anderem Gebasteltes auf dem Kempener Weihnachtsmarkt verkauft, braucht speziellen Kleber. „Das ist ein Traditionsgeschäft, das ich nicht missen möchte“, schwärmt sie. Ein Brillentuch bei Optik Nentwig, Sandalen von Krahn und ein Sortiment ausgefallener Servietten bei Violonchi weiter bleiben der Hochgeschwindigkeitskäuferin noch genau 13,39 Euro zum Ausgeben. Horst und Hamm sind gespannt, wie sie die einsetzt – punktgenau. Aber Ilse Niemeyer hat alles genau geplant. Im Café Peerbooms erwirbt sie ein Tüte mit genau 186 Gramm feiner Pralinen und hat es geschafft: In genau 65 Minuten hat sie 500 Euro in elf Geschäften ausgegeben – das klingt nach einem Rekord. Sie ist begeistert: „Vielen Dank, das werde ich nicht mehr vergessen!“