Mülhausen Kirche segnet Bestattung mit Tier ab

Johannes Quadflieg hat das Konzept und den Bereich auf dem Friedhof Mülhausen vorgestellt.

Foto: Kurt Lübke

Mülhausen. Das Interesse von Medien aus ganz Deutschland ist groß. Denn was am Freitag an der Grasheider Straße in Mülhausen vonstatten ging, ist im Land bisher einzigartig. Pfarrer und Regionaldekan Johannes Quadflieg hat einen Friedhofsbereich offiziell eröffnet, auf dem man sich zusammen mit der Asche seines verstorbenen Haustiers in Sarg oder Urne beisetzen lassen kann. Damit ist St. Benedikt Grefrath als Träger des Friedhofs St. Heinrich die erste katholische Kirchengemeinde, die so etwas erlaubt.

Steht man auf diesem Stück am hinteren Teil des Friedhofs, kann man den Blick über die Felder schweifen lassen. Man hört Vögel zwitschern und einen Fasan rufen, als Pfarrer Quadflieg die Fläche offiziell eröffnet. Auf diesem Teil des Friedhofs sollen Mensch und Tier zusammen sein können. Das gilt auch für die Tiere, die in der neuen Buchenhecke heimisch werden oder die Rehe, die zum Äsen auf die noch grasbewachsene Fläche kommen.

Menschen sollen das, was ihnen vertraut war, nicht in die Fremde geben müssen, sagt Quadflieg. Der Pfarrer, der selbst Tier- und Naturfreund ist, sieht die Kirche in der Pflicht, die Belange der Menschen in den Blick zu nehmen. Und für viele Menschen — besonders oft für Ältere — ist die enge Bindung zu ihrem Tier von großer Bedeutung.

Auch der Schöpfungsgedanke spielt für den Geistlichen dabei eine wichtige Rolle. „Wir sind mit der Natur sehr verbunden“, so Quadflieg. Für ihn ist es schrecklich, wenn Tiere vernichtet oder wie Abfall behandelt werden. Als Christen müsse man für die Tiere Platz schaffen — auch im Tod. Die Fläche in Mülhausen biete eine gute Möglichkeit, in der Natur eingebettet zu sein.

Nach der Anfrage eines Grefrathers war das Thema im zuständigen Friedhofsausschuss diskutiert worden. Zunächst wollte man nur Urnengräber mit Grabbeigabe zulassen. In einer Informationsveranstaltung kam dann aber die Anregung, auch Sargbestattungen mit Beigabe anzubieten. Und da auf dem Mülhausener Friedhof genügend Platz ist, kam man diesem Wunsch nach.

Die ersten Felder für Urnengräber sind schon angelegt. Es soll noch ein Weg entstehen und ein Platz mit einem Baum und Bänken, wo man dann die Familie von seinem Tier Abschied nehmen kann. Eine Beisetzung mit Pfarrer oder Feier in der Friedhofskapelle soll aber nicht möglich sein. Bis zu vier Tierurnen können an einer Grabstelle hinzugegeben werden. Die Gräber sind etwas teurer. Auswärtige, die das Angebot nutzen wollen, zahlen einen Aufschlag (siehe Info-Kasten).

Die Tierliebe auf dem Friedhof hat aber Grenzen. So wird es nicht gestattet sein, den Namne von Hund oder Katze auf dem Grabstein zu verewigen. Ob vielleicht kleine Erinnerungssteine möglich sind? So ganz eindeutig ist diese Frage wohl noch nicht geklärt. Man wolle nicht päpstlicher sein als der Papst. Aber eines ist klar: Das Tier soll nicht über den Menschen erhöht werden. In diesem Bereich ist Fingerspitzengefühl gefragt. Denn: „In der Bevölkerung ist das sehr kontrovers diskutiert worden“, sagt Karin Spettmann von der Friedhofsverwaltung der Kirchengemeinde. Daher ist die Beigabe auch nur in dem gesonderten Feld und nicht in anderen Gruften auf dem Mülhausener Friedhof erlaubt.

Angestoßen hatte das alles der Grefrather Manfred Baum im September des vergangenen Jahres (die WZ berichtete). Er wollte sich gerne mit seinem Hund in einem Grab beerdigen lassen. „Mit so einer Welle habe ich nicht gerechnet“, sagte er am Freitag. Presseagentur, Zeitungen, Radio- und Fernsehsender haben sich bei ihm gemeldet. Neben seiner Anfrage bei Pastor Quadflieg hatte er ebenfalls einen Antrag bei der Gemeinde Grefrath gestellt. Auch auf dem kommunalen Friedhof in Grefrath gibt es mittlerweile ein eigenes Feld für Urnenbestattungen, bei denen Tierasche als Grabbeigabe erlaubt ist. „Ich habe in beiden Fällen nicht mit einer Genehmigung gerechnet“, erzählt Baum. Der Pastor als gelernter Gärtner — da hatte er schon Verständnis erwartet. Aber dass auch das Bistum zustimmt, habe ihn überrascht.

Die Zustimmung hat allerdings etwas auf sich warten lassen. Weil dieses Anliegen so neu war, hatte sich das Bistum Aachen erst einmal eine theologische Stellungnahme eingeholt und sich mit den anderen deutschen Bistümern ausgetauscht.

„Die Bestattungskultur ist im Wandel“, erklärte Quadflieg. Vor fünf Jahren waren Grabeskirchen noch eine Seltenheit. Heute gibt es immer mehr von ihnen. Nun geht auch die Kirche neue Wege. Und vielleicht ist Grefrath auf diesem Weg Vorreiter.