Kunst: Betonball ballert bunte Bilder
Zehn Tage lang wohnen und arbeiten neun Kreative im Atelier Busch 8 zusammen. Am Sonntag sind Besucher willkommen.
Leuth. Rauf auf die Rampe, rein in die Rinne, runtergerutscht, rums in die nächste Rille gerumpelt. Dann der Fall, der Knall aufs Metall, der Ball kullert beiseite, bunte Kleckse kleben auf der Metallplatte: "So entstehen meine Maschinenbilder", strahlt Klaus Schmitz-Becker, hebt den schweren Betonball wieder auf die Konstruktion, damit er runterrollt und den nächsten Farbbeutel zerfetzt. Schmitz-Beckers Kollegen klatschen Beifall. Dabei haben sie selbst alle Außergewöhnliches zu bieten: Neun Künstler aus Deutschland und Tschechien experimentieren beim dritten Symposium im Atelier Busch 8 zehn Tage lang zusammen. Am Sonntag geben sie Besuchern Einblicke in ihre Arbeit.
Mit Schneidbrenner und Papier, Kleister und Leder werkeln sie drinnen und draußen, auf der Leiter und am Boden. Jeder auf seine Weise und doch alle gemeinsam: "Wir arbeiten und leben zehn Tage lang hier zusammen, tauschen Ideen aus und ständig kommt was Neues dabei raus", erläutert Barbara Schmitz-Becker ihr Atelierprojekt. "Aus nichts Kunst schaffen", sei dabei Ziel und Konzept: "Möglichst nichts kaufen, mit den Materialien vor Ort arbeiten, mit dem, was man hat, was sich im Atelier, im Lager und draußen findet."
Ars Povera heißt diese Kunstrichtung, "arme Kunst" wörtlich übersetzt. So müssen die Künstler in Leuth-Busch mangels Sponsoren ihr Projekt selbst finanzieren. Und doch sind sie reich - an Ideen und Kreativität. Davon zeugen blumige Transparente, mit Feuer bearbeitete Acrylbilder, eine geheimnisvolle Bühnenbox.
Dagmar Reichel aus Viersen erstellt kleine Nester aus Papiertaschentüchern, die zu Dutzenden der Decke im Atelier hängen: "Da hinein kommen Dinge, die ich hier finde: Blätter, Holzstückchen, mal schauen."
Die roten Farbinstallationen vor den Türen stammen von Vladimir Kovarik aus Tschechien. "Wir sind schon stolz, dass der Direktor für Bildende Kunst der Tomas-Bata-Universität bei uns ist", freut sich Barbara Schmitz-Becker über die Teilnahme Kovariks.
Sein Kollege Richard Vodicka setzt andere Schwerpunkte: Er hat an den Netteseen Wasser fotografiert, digitalisiert und verfremdet die Aufnahmen für eine Bilderschau mit meditativen Geräuschen.
PROJEKT Vom 3. bis 12.August arbeiten beim dritten Symposium im Atelier Busch 8 neun Künstler zusammen, die sich bei verschiedenen Veranstaltungen kennen gelernt haben. Die Ergebnisse des Projekts werden vom 10. bis 25. November gezeigt, voraussichtlich im Rahmen der Nettetaler Kunstszene.
EINLADUNG Am Sonntag können sich Besucher von 11 bis 17 Uhr einen Einblick verschaffen, den Künstlern über die Schultern schauen, mit ihnen über ihre Arbeiten sprechen.
TEILNEHMER Gaby Balta aus Krefeld, Agnieschka Erkens aus Viersen, Valdimir Kovarik aus Uherske Hradiste/Zlin in Tschechien, Dagmar Reichel aus Viersen, Brigitte C. Reichl aus München, Barbara Schmitz-Becker und Klaus Schmitz-Becker aus Leuth, Richard Vodicka aus Uherske Hradiste/Zlin in Tschechien, Dirk Windbergs aus Viersen.
INFORMATIONEN Galerie und Atelier Busch 8, Leuth-Busch, Tel. 02157/5009.