Malaria im Kreis Viersen?

Das Info-Zentrum der Biologischen Station zeigt „Spuren des Klimawandels“. Dazu gehört auch, dass immer mehr Tiere nach Norden vordringen.

Hinsbeck. Weiß der Kuckuck, wie’s weitergeht? Offensichtlich nicht. Wenn er nach dem Winter aus Afrika zurückkehrt, ist nichts mehr, wie es war. Bei Zaunkönig und Rotkehlchen, denen er sonst immer seine Eier zum Brüten untergejubelt hat, sind die Jungvögel längst geschlüpft.

Die Brutzeit hat früher begonnen, er wird seine Eier nicht los: "Der Kuckuck ist ein Verlierer des Klimawandels", erklärt Brigitte Brieden. Solche Beispiele für Veränderungen in der Natur zeigt die Biologin in der neuen Ausstellung im Info-Zentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Was den Kuckuck stört, freut den als Zecke bekannten Holzbock: "Die Zecken sind mittlerweile das ganze Jahr durchgehend aktiv, auch bei uns", weiß Brieden. Der Grund: Als Auswirkung des Klimawandels sind in unserer Region die Winter so mild geworden, dass manche wechselwarmen Tiere wie Zecken kaum noch in Winterstarre verharren, sich sogar gehäuft vermehren. Für Mensch und Tier steigt dadurch das Risiko, durch Zeckenbisse mit Krankheiten infiziert zu werden. Noch gefährlicher laut Brieden: "Die Anopheles-Mücke könnte durch unglückliche Umstände auch im Kreis Viersen Malaria übertragen."

Denn mit zunehmender Erwärmung siedeln sich immer mehr Tiere aus dem Süden in unseren Breiten an. "Auf nach Norden! Spuren des Klimawandels im Kreis Viersen", heißt deshalb die Ausstellung. Sie zeigt als Paradespiel die Wespenspinne: Ursprünglich im Mittelmeerraum zuhause, ist sie längst im Kreis Viersen heimisch, sogar bis nach Norddeutschland vorgedrungen.

Der Naturhaushalt gerät dabei mitunter durcheinander: Durch Hitzeperioden trocknen Niedermoore aus, die Apfelblüte setzt zehn Tage eher ein. Kohlmeisen brüten früher, weil Schmetterlingsraupen - Hauptnahrung für Jungmeisen - eher im Jahr aus den Puppen schlüpfen. Die Große Heidelibelle oder der Schwalbenschwanz-Schmetterling bekommen öfter und schneller als früher Nachwuchs. "Da entwickeln sich Turbo-Generationen", schmunzelt Brieden, "und weil einige Tiere neuerdings auch im Winter hier bleiben, können langfristig ganz neue Arten entstehen."

Biologin Brieden will mit ihrer Ausstellung den Blick schärfen für Veränderungen durch den Klimawandel. Welche Entwicklungen aber noch zu erwarten seien, "da können wir nur spekulieren". Um nicht zu sagen: Weiß der Kuckuck...