Mit 70 km/h barfuß übers Wasser sausen
Seit 2004 ist Lukas Heiss „Barefooter“. Im Barfuß-Wasserski wurde er nun erstmals Deutscher Meister bei den Erwachsenen.
Oedt. Lukas Heiss geht barfuß übers Wasser. Das ist kein Wunder, sondern der Sport des 23-jährigen Oedters: Barfuß-Wasserski. „Auf nackten Sohlen mit 70 Stundenkilometern auf dem Wasser gleiten, ist schon ein tolles Gefühl“, beschreibt Heiss die Faszination. Dass er damit sehr erfolgreich ist, zeigte sich jüngst: Unter anderem holte der junge Mann einen Deutschen Meistertitel und belegte beim Europacup den dritten Platz in der Disziplin Slalom.
Seit 2004 ist er Barfuß-Wasserski-Fahrer, neudeutsch auch „Barefooter“ genannt. „Wasserski-Fahren liegt bei uns in der Familie“, sagt der Metzgerssohn, der schon als Vierjähriger auf solchen Brettern stand. Auch seine Brüder Simon (25) und David (20) sowie Mutter Lisa nennen dies ihr Hobby. Beim Training auf der Maas steuert Lukas’ Vater Ernst das Motorboot.
Auf der Wassersportmesse „boot“ 2004 in Düsseldorf entdeckt Lukas den Trend Barfuß-Wasserski — und ist begeistert. Er nimmt an einem Trainingslager in Duisburg teil, zeigt Talent. Lukas tritt dem Wasserskiclub (WSC) Oberhavel bei und nimmt schon bald darauf an Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften teil.
Mit Schuhgröße 43 hat er „einen ganz normal großen Fuß ohne viel Hornhaut“ — was zählt, ist das Können. Körperbeherrschung und Körperspannung, Kraft und Ausdauer sind für die Sportart notwendig, die Rumpf, Beine, Arme und Rücken beansprucht. Und wie sieht es mit dem Verletzungsrisiko aus? Er hat sich schon an der Hand verletzt und die Ferse gebrochen. Aber beim Fußball — Heiss spielte bis zum Wechsel in die Stamm-Mannschaft bei Borussia Oedt — ist zweimal das Kreuzband gerissen.
Von März bis Oktober absolviert Lukas Heiss pro Woche zwei bis drei Trainingseinheiten auf der Maas. Im Winter gibt es Trainingslager in Florida oder Südafrika. Diese werden vom Verband, dem „World-Barefoot-Center“, bezuschusst.
Es ist ein grenzüberschreitender Sport. So fand die Deutsche Meisterschaft im österreichischen Wallsee bei Wien auf einem Donau-Arm statt. Dort siegte Lukas im Springen mit der persönlichen Bestmarke von 21,60 Metern. Damit hatte er 2,80 Meter Vorsprung auf den Zweiten. Zudem wurde der Oedter Vizemeister im Slalom. Beim Europacup in Rotterdam reichte es zum dritten Platz im Slalom. Jetzt hat Heiss die Europameisterschaft im Blick, an der zum zweiten Mal teilnehmen wird. Die wird im Oktober im südafrikanischen Kimberly ausgetragen. Denn für „Barefooter“ gehören zur Europa-Gruppe auch Afrika und der Mittlere Osten.