"Was ist denn hier los?", wundert sich ein Kaldenkirchener Apotheker. "Ich lege Rattenköder in die Kanalisation", erklärt Harald Winkel. "Ratten? Im Sommer sehe ich schon mal welche hier, aber im Winter nie", meint der Apotheker. Harald Winkel, der Mann von den Stadtwerken, lächelt: "Eben! Im Winter ziehen sich die Ratten in die Kanäle zurück."

Ratten in Nettetal? Für Harald Winkel keine Überraschung: "Hier scheint es ideal für Ratten zu sein. Da vorne eine Metzgerei, hier eine Bäckerei, viele Haushalte- also jede Menge Abfälle."

Er ist bei den Stadtwerken für die Bekämpfung von Ratten in der Kanalisation zuständig. Und hat überall in der Stadt zu tun: Kanaldeckel anheben, Giftköder auslegen, kontrollieren, nachlegen, um die Schädlinge und Krankheitsüberträger zu beseitigen.

"Vor drei Tagen habe ich hier Köder ausgelegt, sind schon alle weg. Das müssen sehr viele Ratten gewesen sein", meint Harald Winkel.

Rund zwei Meter unter ihm im Kanalschacht an der Ecke Poensgen-/Kehrstraße hängt eine leere Drahtschlinge, daran war der Giftköder befestigt. Dasselbe Ergebnis ein paar Meter weiter in der Rathausgasse.

Unten im Kanal eine unappetitliche Suppe: "Was da alles durch die Rohre fließt, halbe Mahlzeiten, Gemüse und das alles mitten in den Fäkalien, die durchs Klo kommen", klagt Harald Winkel.

Sein Chef Heinrich Striebeck, Leiter Abwassernetz, erklärt: "Jeder Essensrest, der ins Klo gespült wird, ist ein gefundenes Fressen für Ratten, damit kann kein Köder konkurrieren."

Oft habe man schon an die Nettetaler Bürger appelliert, klagt Winkel: "Aber gegen die Bequemlichkeit, die Gedankenlosigkeit kann man wohl nichts machen."

Mittlerweile glaubt auch der Apotheker an den Rattenspuk: "Darum also schnuppert mein Hund hier am Kanaldeckel immer so aufgeregt- er wittert die Ratten." Harald Winkel nickt: "Ja, die Ratten sind unter uns, solange die Bürger Essensreste durchs Klo spülen."