Oedt: Kolping - Entsetzt über Betrug

Die Mitglieder der Oedter Gruppe sind fassungslos über den Betrug ihres Ex-Kassierers, blicken aber nach vorn.

Oedt. "Kein Tribunal!" Dieser nachdrücklichen Forderung ihres Präses Roland Scheuven folgten die 40 Mitglieder der Kolpingsfamilie. Sie kamen ins Vitus-Jugendheim zu "keiner sehr angenehmen Zusammenkunft", so Vorsitzende Ursula Schuh.

Der WZ-Bericht vom Tag zuvor über die 11 000 Euro-Unterschlagung des Kolping-Kassierers in den vergangenen drei Jahren muss wie eine Bombe eingeschlagen haben. Aber der Präses hatte dem Bericht "Objektivität" bescheinigt. Schriftführerin Birgit Stenmans ergänzte: "Wir kommen zu keinem anderen Ergebnis als dem, was Samstag in der Westdeutschen Zeitung stand."

Tiefste Betroffenheit war bei allen spürbar, immer wieder wurde besonders der "Vertrauensbruch" des Kassierers beklagt: Brigitte Stenmanns hatte mit Hilfe der Kassenprüfer in akribischer Arbeit einen Revisionsbericht erstellt. Und der ließ keinen Zweifel: Der Ex-Kassierer muss ein raffiniertes System von Manipulation, Vertuschung, Lug und Trug bei sämtlichen Kassenbelegen und Konten-Bewegungen aufgebaut haben.

Dennoch hielt die Versammlung durch, folgte ihrem Präses. Der hatte seine Absage an ein Tribunal mit den Forderungen untermauert, man wolle mit dem Vorfall "kompetent, sachlich und ohne persönliche Schuldzuweisungen umgehen".

Der Spagat zwischen Wahrung der Persönlichkeitsrechte und öffentlichem Interesse gelang. Eine "Chronologie der Geschehnisse" auf den Konten hatte Stenmans in dem 53-seitigen Bericht zusammengetragen. Rot unterlegt sind klarer Betrug, und mit farblicher Abstufung geht das dann weiter.

Stenmans attestierte dem Ex-Kassierer "Uneinsichtigkeit" in sein Fehlverhalten, nachdem er überführt war: "Er wurde gestoppt, weil die Kasse leer war." Böse Konsequenzen hätte das für die Oedter bedeuten können - bis zur zwingenden Auflösung des gemeinnützigen Vereins nach 135 Jahren. Man vertraut auf die Rückendeckung der Zentrale Köln und weitere Stundungen. Fazit: Die Oedter Kolpingsfamilie bleibt und kann weiter existieren.

Ein privates Schuldanerkenntnis gab es vom Ex-Kassierer. In seinem Schreiben jüngsten Datums räumte er "fehlerhafte Taten und Veruntreuungen" ein. Er gesteht: "Ich habe euer Vertrauen missbraucht." Das Geld habe er für Privates abgezweigt. Zur Versammlung käme er wegen seines "schlechten Gewissens nicht- man kann es auch Feigheit nennen", so der Ex-Kassierer.

Rudi Backes fand Zustimmung für die Forderung, der Betrüger müsse das Geld zurückzahlen. Trotzdem rückte der Vorstand immer wieder dessen persönliches Schicksal in den Vordergrund. Stenmans: "Wir sind ein christlicher Verein."