Patenkinder für Afrika

Entwicklungshilfe: Thomaeer haben am Dienstag ihre Urkunden für Waisenkinder in Malawi bekommen.

Kempen. Die Schüler werfen neugierige Blicke auf die gerahmten Steckbriefe, die ihnen Uwe Hofer in die Hand drückt. Die Jugendlichen, die sich dort vorstellen, haben fremd klingende Namen wie Mercy Alison oder Thomson Kunkhoma. Ansonsten scheint vieles ähnlich. Sie haben Brüder und Schwestern, spielen Fußball oder wollen Krankenschwester werden.

Eine Zeile des Steckbriefs lässt die Schüler jedoch schlucken: "Waise seit" steht in der linken Spalte, und beim 16-Jährigen Thomson Kunkhoma steht rechts "2002". Die Steckbriefe sind PatenschaftsUrkunden mit Schülern aus dem südostafrikanischen Land Malawi, die 15 Schulklassen des Gymnasiums Thomaeum über den Förderverein "Back to School Foundation" abgeschlossen haben. Uwe Hofer ist ihr Vorsitzender: "Nach der in Malawi kostenlosen Grundschulzeit fallen Gebühren an. Wenn Elternteile gestorben sind, kann diese oft niemand zahlen."

Thomson Kunkhoma hat Glück, denn die Klasse 6d hat die 90 Euro aufgebracht, um seine Gebühren und eine Schul-Uniform zu zahlen. 90Euro sind in Malawi viel Geld - ein Landarbeiter muss dafür über drei Monate arbeiten. Anna Bruckmann, Sebastian Schommers und Marcel Scholz erzählen, dass in der 6d die eine Hälfte aus der Klassenkasse genommen, die andere gesammelt wurde.

Das bemerkenswerte an dieser Aktion: Nachdem Uwe Hofer 2007 wegen dieser Patenschaft bei Thomaeum-Leiter Edmund Kaum anklopfte, zeigte sich dieser sehr angetan, wollte aber die Schulkassen einzeln entscheiden lassen. "Die Resonanz war großartig", sagt Hofer.

Das Geld kommt aus unterschiedlichen Kanälen, die Schulklassen sammelten beim Pfannkuchenbacken oder beim Autowaschen. Marianne Bonzelet ist Lehrerin der 5a, und in ihrer Klasse hat jeder Schüler drei Euro vom Taschengeld abgezwackt. "Ich finde diese Aktion sehr begrüßenswert", sagt die auch ansonsten für Afrika engagierte Pädagogin.

Auch der Schulleiter ist angetan: "Abgesehen vom lobenswerten karitativen Zweck ist der Lerneffekt bei einer solchen Aktion größer als abstraktes Buchwissen." Der persönliche Kontakt ist ausdrücklich erwünscht, erste Dankesbriefe der mittlerweile für die Schule angemeldeten Paten konnte Hofer bereits mit verteilen.