Lesung in St. Hubert Eine Steuerfahnderin kämpft gegen die Kriminalität

St. Hubert · Cum-Ex, Panama Papers, Corona-Soforthilfen – das sind nur einige der Schlagworte, die den organisier­ten Finanzbetrug in letzter Zeit ins Bewusstsein der Öffentlichkeit ge­bracht haben. Die St. Huberterin Bir­git E. Orths ist seit über 20 Jahren bei der Steuerfahndung Düs­seldorf mit der Bekämpfung dieser Form der organisierten Kriminalität befasst.

Birgit E. Orths las im St. Huberter Marienheim.

Foto: Norbert Prümen

Sie kann aus erster Hand von Fahndungserfolgen, aber auch eklatanten Missständen bei den er­mittelnden Behörden berichten und tut das in ihrem vor Kurzem im Econ-Verlag erschienenen „True Crime“-Bericht „Als Steuerfahnde­rin auf der Spur des Geldes. Wie Kriminelle und Fehler im System uns Milliarden kosten“, der sich be­reits auf Platz 16 der „Spiegel“-Best­sellerliste befindet. Das Interesse bei Medien und Publikum ist groß – umso schöner, dass der Auftakt zu Orths‘ Lesetour nun in ihrem Hei­matort stattfand.

Die Lesung am Montagabend wurde von der Buchhandlung „Mo‘s Bü­cherkiste“ im vollbesetzten Saal des Marienheims am Kirchplatz ausge­richtet. Die Spannung war mit Hän­den zu greifen, als Orths über eine Stunde lang Auszüge aus ihrem Er­lebnisbericht vortrug. Darin geht es um Ermittlungen, die sie und ihre Kollegen von 2009 bis 2014 gegen ein Netzwerk aus dubiosen Firmen und deren Hintermänner durchführ­ten. Der Vorwurf: millionenschwerer Umsatzsteuerbetrug, bei dem schein­bar legale Firmen mittels fin­gierter Handelsketten und Scheinrechnun­gen Geld vom Staat kassie­ren. Bald gelangt Orths auf die Spur eines Hauptverdächtigen und ent­deckt nach und nach das ganze Aus­maß der kriminellen Struktur. Dabei macht sie sich naturgemäß Feinde: Auf ihr Auto wird ein Bran­danschlag verübt, sie erhält Sicher­heitsschutz. Außerdem gibt es inter­ne Probleme: missgünstige Kolleg­en, verweigerte Amtshilfe, mangelnd­e Ausrüstung. So zeigte sich, dass Orths‘ spannend und mit einem Sinn für Ironie ge­schriebenes Buch mehr will als un­terhalten. Es plä­diert für eine effek­tivere Bekämp­fung von Wirtschaftsk­riminalität, da­mit, so Orths, „wir uns zurückholen, was uns ge­hört“.