Tafel: Not verdrängt Scham
Kritik an Lage der Ausgabestellen zurückgewiesen.
Grefrath. Bittere Erkenntnis: „Armut und Scham gehen Hand in Hand“, kommentierte Sozialamtsleiter Volkmar Josten die Probleme mancher Kunden der Grefrather Tafel. Im Ausschuss für Jugend, Soziales und Senioren berichtete Bastian van der Mast über die Arbeit der Tafel. Dabei kamen kritische Fragen auf.
„Am Anfang des Monats kommen weniger Leute zu uns, am Monatsende, wenn das Geld knapp wird, dafür umso mehr“, schilderte van der Mast seine Erfahrungen. Rund 120 Grefrather versorgen sich derzeit mit Lebensmitteln, die an zwei Ausgabestellen verteilt werden, in Grefrath im Haus an der Dorenburg und in Oedt im Schulzentrum. Dabei scheuen manche Bedürftige den Weg dorthin: „Sie sagen, dass sie da nicht gern gesehen werden möchten“, nannte Andreas Sonntag (Grüne) als mögliche Ursache.
Andere Ausschussmitglieder kritisierten ebenfalls: Tafel-Kunden müssten oft an vielen Eltern an den Kindergärten und Schulen vorbei. „Ja, sie schämen sich, aber das lässt aus Not irgendwann nach“, sagte van der Mast. Die Lage der Ausgabestellen sei doch günstig: „Anderswo müssten wir viel Miete bezahlen.“ Er verwies auf die Tafel in Nettetal, die ihre Lagerhalle angemietet habe; Grefrath ist ein Ableger der Nettetaler Organisation. Dafür nehme die Tafel auch beengte Räumlichkeit an der Dorenburg in Kauf.
Zudem sei man mit derzeit neun Mitarbeitern personell gut aufgestellt. Zu wünschen übrig lasse freilich zumindest zeitweise das Aufkommen an gespendeten Lebensmitteln: Laut van der Mast halten sich einige Supermärkte merklich zurück. Spendenaktionen für die Tafel sind laut Josten zwar „jederzeit willkommen“. Aber er verwies auf das Prinzip, nach dem die Tafel arbeite: „Der Ansatz ist eigentlich, das zu nehmen, was übrigbleibt.“