Theater: Perfektion muss auch mal scheitern
Mit Eva-Prinzip und Happy End amüsiert die Komödie am Kurfürstendamm in „Heirat wider Willen“ das Publikum in der Lobbericher Werner-Jaeger-Halle.
Lobberich. Eva Herman hätte ihre helle Freude am Happy End von "Heirat wider Willen" gehabt. Karriere-Frau Stevie kommt endlich unter die Haube. Für Mann und Kind vergisst sie auch schnell, dass sie gerade ihren Manager-Posten verloren hat. Oder ist sie gar nicht schwanger und die Morgenübelkeit kam doch von den drei Flaschen Wein? In diesem Fall bleibt der Zuschauer im Ungewissen.
Aber fangen wir vorne an: Heiratsvermittler Robin McFee (Herbert Herrmann) hat eine schwierige Aufgabe. Die Karriere-Frau Stevie Mills (Nora von Collande) hört ihre biologische Uhr ticken und engagiert McFee. Es kommt, wie es kommen muss: Er selbst verliebt sich in die männermordende Managerin.
In allen Rollen war das Tournee-Theater "Komödie am Kurfürstendamm" am Donnerstagabend in der Werner-Jaeger-Halle mit bekannten Gesichtern hervorragend besetzt. Mit Charme und Witz entzückte der Hauptdarsteller Herbert Herrmann, der aus vielen Fernsehproduktionen wie "Ich heirate eine Familie" bekannt ist. Mit Charme und Witz, mit dem er manchmal sogar an den Rand des Slapstick geriet, sorgte er für Erheiterung. Hervorragend arrangiert war das Zusammenspiel mit Nora von Collande, die es verstand, Stevies Coolness und Unnahbarkeit zu verkörpern.
Wenn kindliche Ausgelassenheit und strikte Selbstbeherrschung aufeinandertrafen, konnte es witzig werden. Stress und leichte Hysterie machte sich bei Stevie breit, als Verehrer Owen Grant vor der Tür stand und McFee sich rausschleichen musste. Die Stimme wurde schrill, die grade Körperhaltung ging flöten. Perfektion auch mal scheitern zu sehen, macht einfach Spaß . . .
Eine tolle schauspielerische Leistung zeigten auch Hannelore Cremer (Stevies Mutter) und Ulli Kinalzik (Owen Grant): Sie als trockene und leicht kauzige Kommentatorin, er als verwirrter, aber liebenswerter älterer Herr.
Unterstützt wurden die Schauspieler durch ein mit vielen Details gestaltetes Bühnenbild. Hier profitierte das Stück davon, dass sich alles in Stevies Wohnzimmer abspielte. Die Deko spiegelte die Gradlinigkeit und Korrektheit der Hauptdarstellerin wieder. Nach der Pause wurden sowohl Stevie als auch ihr Wohnzimmer lockerer und weiblicher. Alles in allem ein amüsanter und kurzweiliger Abend für die Besucher der Werner-Jaeger-Halle.