Thomas-Archiv: Alte Bücher suchen Paten

Die 1400 Exemplare von und über den berühmten Kempener sind zum teil schwer beschädigt. Wer spendet, erhält Informationen über die Restaurierung.

Kempen. Das Buch ist fast 500 Jahre alt und ein seltenes Exemplar. "Opera Thomae a Campis" hätte einen Wert von 10000 Euro - wenn ihm nicht der Wurmfraß zugesetzt hätte, Papier und Einband nicht defekt und die Seiten nicht lose wären.

So oder so ähnlich geht es vielen der gut 2000 Bücher vom und über den berühmten Mystiker Thomas von Kempen, die im Thomas-Archiv im Innern des Kulturforums lagern.

Für die oftmals teuren Reparaturen fehlt das Geld: "Um dieses Schätzchen wieder benutzbar zu machen, müsste man an die 4000Euro investieren", seufzt Ulrike Bodemann-Kornhaas, die das Archiv seit zehn Jahren betreut.

Die Geschichte des Thomas-Archivs reicht über 20 Jahre zurück. Vertreter der Stadt Kempen, der Propsteipfarre und der Thomas-Stiftung Kiefer beschlossen, Buchbestände unterschiedlicher Eigentümer zu einer Thomas-Sammlung zusammenzuführen und Interessierten zugänglich zu machen. Heute umfasst der Bestand 1400 unterschiedliche Ausgaben und zahlreiche Doubletten.

Darunter sind überwiegend deutsche und lateinische Texte, aber auch Exoten wie Ausgaben auf Esperanto oder Koreanisch. Neben Drucken aus dem 18.Jahrhundert und späteren Jahren sind auch einige aus der frühen Neuzeit dabei und sogar acht Inkunabeln. Diese stammen aus der Zeit vor 1500, als der Buchdruck mit beweglichen Lettern gerade frisch erfunden war.

Zum 20-Jährigen hat man sich vorgenommen, mit dem Sammeln innezuhalten und sich auf die Sicherung der Bestände zu konzentrieren. "Hierfür suchen wir dringend Paten", erklärt Bodemann-Kornhaas.

Als Buchpate stellt man einmalig eine Summe zur Verfügung und erhält dafür eine Dokumentation über die Restaurierung seines "Patenkindes", und die Möglichkeit, seinen Namen in das Buch eintragen zu lassen. Mit gutem Beispiel voran ist der Thomas-Verein gegangen, der bereits eine Patenschaft für ein Buch übernommen hat.

Mindestens 100Exemplare müssten in Reparatur, so Bodemann-Kornhaas. Doch nicht alle Fälle sind so schwerwiegend wie der eingangs genannte. "Manchmal muss auch nur ein Deckel ersetzt werden, das geht für unter 100Euro", beruhigt die promovierte Germanistin.

Einige der beschädigten Ausgaben sind auch mehrfach vorhanden, dann würde es reichen, sie in säurefreiem Papier vor Schlimmerem zu bewahren und der Öffentlichkeit ein heiles Exemplar zur Verfügung zu stellen.

Denn benutzbar sollen die historischen Wälzer auf jeden Fall bleiben. "Zugänglichkeit ist unser Hauptanliegen", betont die Archivarin.

Jeden Donnerstag von 15 bis 18Uhr besteht zurzeit die Möglichkeit, das Thomas-Archiv zu nutzen. Anmelden kann man sich im Museum oder unter Tel. 02152/519821 sowie per E-Mail: thomas-thomas-archiv@t-online.de