Aus der Chronik des Volksschulrektors Was in Grefrath während des Ersten Weltkriegs geschah

<irwordspace style="word-spacing 003125em;"><irglyphscale style="font-stretch 102%;">Grefrath </irglyphscale></irwordspace> · Matthias Nieten hielt als Rektor der Katholischen Volksschule die wechselvolle Grefrather Lokalgeschichte in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 fest. Seine Aufzeichnungen wurden jetzt als Buch veröffentlicht.

Elmar Terhorst (M.) stellte mit Marcus Ewers (l.) und Matthias Herm vom Kreisarchiv die neue Publikation vor.

Foto: Kreis Viersen

(akn) „Ende 1918 hatte der Krieg, das Morden wenigstens hatte aufgehört, die Krieger waren zum größten Teil zu Hause; dessen freute man sich. Aber sonst hatte man keinen Grund zur Freude.“ So beschrieb Matthias Nieten das Ende des Ersten Weltkrieges in seiner Chronik, die er als Rektor der Katholischen Volksschule Grefrath führte.

Jetzt sind seine Aufzeichnungen über die Kriegsjahre zwischen 1914 und 1918 in einem Buch veröffentlicht worden. Elmar Terhorst hat Nietens Aufzeichnungen auf knapp 150 Seiten unverändert wiedergegeben, versehen mit über 50 erklärenden Fußnoten. Herausgegeben und vorgestellt wurde das Werk in der sogenannten Kleinen Reihe des Kreisarchivs. Diese Schriftenreihe beschäftigt sich mit der Veröffentlichung von Quellentexten. Marcus Ewers betreut diese Urschriften. Sein Urteil über die Kriegsaufzeichnungen ist sehr kurz: „Eine Dystopie wurde Realität!“ Das bis dahin Unvorstellbare, ein Krieg zwischen zivilisierten Völkern mit über 17 Millionen Toten, wurde Wirklichkeit.

Nieten, ein integrer konservativer Lehrer und Rektor, tief verwurzelt im rheinischen Katholizismus – so beschreibt ihn Terhorst – sei ein Patriot im besten Sinne gewesen. Einer, der sein Land liebt, dabei die anderen Völker achtet. Darin unterscheidet er sich vom Nationalisten. Dass er dies nie war, beweist die Degradierung im Jahre 1934 durch den NS-Staat, vom Rektor zum einfachen Volksschullehrer. Der Grund: Nieten wollte den „Treueeid auf den Führer“ nicht ablegen. Er wurde mit sofortiger Wirkung vom Dienst beurlaubt, dann in den Ruhestand versetzt.

Wie überall im deutschen Kaiserreich, wie auch bei den verbündeten Mächten, wurde der Kriegsausbruch 1914 auch in Grefrath bejubelt. Jeder Sieg – und davon gab es im ersten Kriegsjahr noch viele – wurde mit einer Siegesfeier am Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem heutigen Bergerplatz gefeiert. Sämtliche Schulkinder und Erwachsene zogen unter Gesang und Hochrufen auf den Kaiser zum Denkmal.

Die Fabriken stellten auf Kriegswirtschaft um. Stoffe für Soldatenkleidung wurde gewebt, hochwertige für den Winter, doch später wiederum nur noch aus Papierfasern. Das Bauunternehmen Schmitz baute keine Wohnungen und Fabriken mehr, sondern drehte auf seinen Maschinen Granatenhülsen für den Krieg, bis die Fronten in Ost und West in den späten Kriegsjahren zusammenbrachen.

„Matthias Nieten steht neben seiner vorbildlichen Arbeit in der Schule und seinem Engagement im öffentlichen Bereich heute mehr denn je für Verantwortungsbewusstsein, Humanität und unerschrockenem Eintreten gegen rechtsradikale Gesinnung“, hebt Terhorst in seiner sehr empfehlenswerten Veröffentlichung hervor. Das Buch mit seinen von Nieten handgezeichneten Ehrentafeln mit den Namen von 40 gefallenen Grefrathern ist bei Lotto Theisen, Markt 5 in Grefrath, für 6 Euro erhältlich. Das PDF steht zum Herunterladen kostenlos zu Verfügung.