Aktuelle Situation in Viersen Gastronomen schränken Öffnungszeiten wegen Mitarbeitermangels ein

Viersen · Montags hat das Mokka zu – das hat das Café am Busbahnhof jetzt bekannt gegeben. Auch andere Gastronomie-Betriebe sehen sich wegen Personalmangels gezwungen, ihre Öffnungszeiten anzupassen.

Einige Gastronomen spüren die Folgen des Personalmangels, auch das Mokka Café am Busbahnhof. Auf Zetteln (kleines Bild links) weist es auf die Konsequenzen hin.

Einige Gastronomen spüren die Folgen des Personalmangels, auch das Mokka Café am Busbahnhof. Auf Zetteln (kleines Bild links) weist es auf die Konsequenzen hin.

Foto: Timo Sieg

Duran Kiran hat zunächst keine Zeit, um über das Thema Personalmangel in der Gastronomie zu reden – er bedient gerade alleine eine Schlange von 15 Kunden. Später am Tag es ruhiger, und der Inhaber des Café & Bistros Melin in der Nähe des Friedrichsgartens sagt: „In den letzten Jahren war es immer wieder schwer, Leute zu finden.“

Deshalb hat er seine Öffnungszeiten geändert, hat zum Beispiel sonntags nur noch bis 14 Uhr offen. Gerade habe er zwar wieder eine Stelle besetzen können und aktuell sei die Lage in Ordnung. „Aber wer weiß, wie lange das hält; deshalb traue ich mich noch nicht, die Öffnungszeiten wieder zu verlängern“, sagt Kiran.

An der Glastür im Eingang zum Mokka Viersen hängt ein Schild: „Wegen Personalmangels ab September 2024 montags geschlossen.“ Inhaber Marcus Markardt sagt, Ende August sei eine Stelle in der Küche frei geworden. „Und wegen langfristiger Krankheitsausfälle ging es nicht anders“, erklärt er die Einschränkung der Öffnungszeiten. Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie merke man immer noch.

 So reagiert das Mokka auf den Personalmangel in der Gastronomie.

So reagiert das Mokka auf den Personalmangel in der Gastronomie.

Foto: Timo Sieg

Auf das Niveau von vor der Pandemie sei der Umsatz immer noch nicht zurück gestiegen – Markardt glaubt auch momentan nicht, dass das passieren wird: „Die Ausgehkultur hat sich verändert. Die Frage wird sein, wie viel Geld die Menschen in Zukunft für die Gastronomie übrig haben.“ Die Veränderung merke er auch in Großstädten, abgesehen von den klassischen Hotspots, in den Außenbezirken sehe es inzwischen ebenfalls anders aus als früher.

Während der Pandemie haben sich viele Mitarbeiter in Gastronomien wegen des ausbleibenden Einkommens umorientiert, besonders jene auf Minijob-Basis. Stefan Pauen ist der Betreiber des Hotels & Restaurants zur Eisernen Hand in Viersen. Er blickt auf die Pandemie zurück: „Wir haben mit dem Verkauf außer Haus alle Mitarbeiter durchgekriegt.“ Gerade wegen der Zeit nach der Pandemie sei ihm das wichtig gewesen. Derzeit sei die Personallage in Ordnung, Öffnungszeiten mussten noch nicht angepasst werden. Allerdings gebe es derzeit ungewöhnlich viel Fluktuation.

Pauen erzählt: „Ich habe den Betrieb vor etwas mehr als 20 Jahren von meinen Eltern übernommen. Die Schichtzuteilung hat sich geändert, wir versuchen, diese flexibel an die Mitarbeiter anzupassen.“ Pauen sagt, dass andere Kollegen personaltechnisch mit dem Rücken zur Wand stünden. Bei seiner gerade ausgeschriebenen Stelle ist er aber zuversichtlich, dass sie schnell wieder besetzt sein wird. Das Wichtigste sei die Lust an dem Job, alles andere sei lernbar. Bei Pauen gehören jobbende Schüler dauernd zum Personal dazu. „Aus einer Familie ist inzwischen der dritte Sprössling bei uns“, sagt er.

Wenn Stellen für längere Zeit unbesetzt bleiben, stellt sich die Frage, was Gastronomen tun können, um Personal anzulocken. Beim Gehalt sehen manche aber wenig Spielraum. Mokka-Inhaber Markardt sagt, die Maßnahmen müssten umsetzbar sein. Finanziell sei man ja schon im Grenzbereich. Große Ketten hätten teilweise noch andere Möglichkeiten. Doch besonders in der Küche sei Personal gerade schwer zu kriegen.

Die gesamte Branche macht sich Gedanken: Erst im März veranstaltete die IHK Mittlerer Niederrhein, zu dessen Gebiet auch Viersen gehört, eine Veranstaltung mit dem Namen „Potenziale nutzen – Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen 2.0“. Der Anlass für diese Veranstaltung war ausdrücklich angegeben: Der Fachkräftemangel in der Gastronomie und Hotellerie spitze sich weiter zu.