Viersen. Einen ungewöhnlichen Gast hat das Viersener Erasmus-von-Rotterdam- Gymnasium begrüßen können: Dr. Mark Benecke aus Köln, einer der führenden Pathologen der Welt, auch der "Herr der Maden" genannt, referierte am Mittwoch in der Aula der Schule zum Thema "Ökosystem Leiche". Das wollten sich viele Schüler nicht entgehen lassen.
"Ich arbeite unter anderem mit Blut, Kot, Urin, Sperma, Speichel und Maden. Kurz gesagt, alles was andere ekelig finden, das müssen wir machen", sagt Benecke. Bei dieser Erklärung seines Berufes sieht er aber keineswegs unglücklich aus. Vielmehr verbreitet der Mann mit schwarzem Outfit und schwarzer Brille eine gewisse Art von Fröhlichkeit - man könnte es auch makaberen Humor nennen.
Bei seinem Beruf müsse man von allem etwas verstehen, angefangen von der Biologie über die Chemie und Physik bis hin zur eigentlichen Polizeiarbeit. Und ganz wichtig: "Man muss sich mit allen gut verstehen und zuhören können." Nur wenn man das Ganze sehe, führe die eigene geleistete Arbeit zum Erfolg.
Zuhören können muss auch das Publikum von Mark Benecke, denn der 38-Jährige redet wie ein Wasserfall und könnte einen neuen Rekord im Schnellsprechen aufstellen.
Die Themen sind, wie bereits erwähnt, nicht gerade appetitlich: Blut - oder "die braune Spur", wie die Fachleute die Lachen und Spritzer solange nennen, bis sie hundertprozentig wissen, dass es sich um Blut handelt - , spielen eine große Rolle.
Auch die Maden, denen der Pathologe seinen Spitznamen verdankt, fehlen nicht in seinen Ausführungen. So manch einen Schüler schüttelt es, wenn der Kölner in die detaillierte Beschreibung geht. Die Fotos, die der Kriminalbiologe im Gepäck, besser gesagt: im Laptop dabei hat, sind auch nicht jedermanns Sache und für schwache Mägen nicht geeignet.
So ist etwa ein abgetrennter Schweinekopf zu sehen, der mit Blut gefüllt und dann zu Übungszwecken zerschlagen wird, um anhand der Blutspritzer eine Rekonstruierung durchzuführen. Andere Bilder zeigen Tatorte: Benecke vor blutbespritzten Wänden im weißen Anzug mit Schutzhandschuhen und Werkzeugen zur Vermessung ausgerüstet.
Der Fachmann spricht von Tropf-, Kontakt- und Wischspuren und erklärt, wie man anhand genauer Rekonstruierungen ein Bewegungsbild des Tathergangs bekommt. "Für die Anklage ist es wichtig zu wissen: Wurde auf den niedergestochenen Menschen noch am Boden liegend eingetreten oder passierten die Verletzungen im Stehen. Die Schwere des Vergehens kann auch mit unserer Arbeit nachgewiesen werden", erläutert der Wissenschaftler.