Schwalmtal: Trommeln auf Kubanisch

Unterricht: In Schwalmtal gibt es das erste Cajón-Orchester in NRW.

Schwalmtal. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie ein überdimensionaler Nistkasten: Ein großer Quader mit einem Loch mittig auf der Rückseite. Gerade so hoch, dass man mit angewinkelten Knien drauf sitzen kann: die Cajón (span. für Kiste).

Das Musikinstrument wird auf Deutsch auch Kistentrommel genannt und stammt aus Kuba und Peru. "Dort haben die Eroberer den Sklaven ihre Trommeln weggenommen, so dass die sich Ersatz suchen mussten", erklärt Detlef Lichrauter, Musiklehrer an der Gemeinschaftshauptschule Schwalmtal und seit Dienstag offizieller Leiter des ersten Cajón-Orchesters in Nordrhein-Westfalen. Die Stockfisch-, Kaffee- und Tee-Kisten seien die ersten Cajones gewesen.

Noch läuft nicht alles rund, denn 60 begeisterte Musiker aus den Klassen fünf bis zehn haben zusammen nur rund 30 Instrumente. "Deshalb suchen wir dringend noch Sponsoren", wirbt Lichtrauter. Für 40 Euro kann man einen Bausatz für eine Cajón kaufen.

"Und die sind sehr einfach zusammenzusetzen", erklärt Siebtklässler Florian, der das im Werkunterricht schon einige Male gemacht hat. "Wir würden auch den Namen des Sponsors aufdrucken", erklärt der Lehrer. Und Auftritte plant er schon so einige. "Zum Abschluss der Zehntklässler, und dann vielleicht einmal ein Konzert auf dem Markt."

Dass die Musiker bis zum Sommer schon beachtliche Erfolge erzielen können, davon ist er überzeugt. Das beste Beispiel dafür ist Amin aus der zehnten Klasse. Er spielt seit gut drei Monaten Cajón. Immer nur montags in der Pause. Da hatte Lichtrauter bis jetzt eine halbe Stunde zum Üben angeboten. Ab sofort gibt es eine Unterrichtsstunde, zu der sich alle 60 "freiwillig verpflichtend" angemeldet haben.

Amin kann schon jeden Rhythmus schlagen, die Hände gleiten über das Holz. Er kann auch den Aufbau erklären: "Innen sind Gitarrensaiten gespannt, deshalb klingt es wie die Snare am Schlagzeug, wenn man hier ganz oben schlägt." Weiter unten wird der Ton tiefer, da liegt der Bass. "Jeder kann das spielen", ist Amin überzeugt.