Tag des offenen Denkmals Clörather Mühle öffnet ihre Türen
Anrath · Der Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, bietet auch Einblicke in das Müllerhandwerk. Die Clörather Mühle öffnet ihre Türen und lädt zur kostenfreien Besichtigung ein.
Wenn Ludwig Mertens zu dem voluminösen Schlüssel greift und das dicke Vorhängeschloss an der dreigeteilten grünen Tür öffnet, dann dauert das einen Moment. Die beiden oberen Teile werden geöffnet. Der untere Part hat hingegen gar keine Scharniere. Es handelt sich vielmehr um eine Holzplatte, die aus ihrer Halterung herausgezogen werden muss.
Dann ist der Weg frei. Innen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Blick fällt auf ein mächtiges Mahlwerk mit etlichen Zahnrädern. Über alten, von den Jahren gezeichneten Balken hängen Jutesäcke. Es wirkt, als würde jede Sekunde der Müller um die Ecke biegen und einen der Säcke unter den Mehlschacht hängen, um das gemahlene Korn abzufüllen. Ein Stück Mühlenfeeling pur erwartet die Besucher am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September.
Die Mühle liegt heute längst
nicht mehr an der Niers
Mertens öffnet die Clörather Mühle von 13 bis 17 Uhr und erzählt, wie es hier einst zuging. Wobei es eine Besonderheit gibt, die unübersehbar ist. Es sind sechs mächtige Eichensäulen, auf denen die Mahlgänge ruhen. „Diese Säulen sind klassischen griechischen Säulen nachempfunden“, informiert der Besitzer der Clörather Mühle. Der Müller der im 18. Jahrhundert erbauten Mühle wollte damit zeigen, dass er kein einfacher Müller war, sondern wohlhabend und kultiviert. Heute würde man das als Kunst am Bau bezeichnen, fügt Mertens lächelnd an.
Die Mühle selber hat eine viel ältere Geschichte. Ihre Vorgängerbauten gehörten zum Haus Clörath, einer Wasserburg an der Niers, die 1230 erstmals Erwähnung findet. Die gesamte Anlage lag auf einer Insel, die vollständig von der Niers und ihren Seitenarmen umflossen wurde. Einer davon betrieb das Mühlrad. Von der in der französischen Besatzung zerstörten Burg selber gibt es heute nur noch einige steinerne Überreste.
Mühle und Wirtschaftsgebäude der Anlage hingegen existieren noch, da sie immer wieder erneuert wurden. Bis 1930 drehte sich das mächtige Mühlrad und sorgte für Mehl. Dann kam es zum Stillstand, denn die Niers wurde begradigt und das Rad konnte nicht mehr gespeist werden. Wie es früher ausgesehen hat, kann der Besucher heute immer noch genau sehen. Wer die steile Stiege neben dem Mahlwerk hinaufsteigt, sieht nicht nur die mächtigen Mahlsteine – von den einst drei Mahlgängen sind noch zwei vorhanden – sondern auch die Einhausung, in der sich das Mühlrad drehte. Seinerzeit war der Vorteil der Einhausung, dass das Mühlrad geschützt war, der Müller hatte es gut im Blick und es konnte auch bei Frost gemahlen werden.
Rund sieben Meter geht der Blick von der Einhausung in die Tiefe zum Mühlbalken hinunter. Das eigentliche, sechs Meter durchmessende Mühlrad, das am Mühlbalken befestigt war und „immerhin eine Leistung von 14 PS hatte“, wie Mertens berichtet, gibt es nicht mehr. „Ob es vermodert ist oder ob daraus im Zweiten Weltkrieg Brennholz gemacht wurde, wissen wir nicht“, berichtet Mertens. Seine Eltern Carla und Leo Mertens waren es, die 1972 die Mühle kauften. Seinerzeit war der gesamte Mahlraum mit Müll und Unrat vollgestellt. Die Familie räumte alles frei und fasste den Entschluss, diesen Bereich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Kunstausstellungen fanden in der Mühle statt, es gibt den Mühlen-Blues und am Deutschen Mühlentag ist ein Besuch ebenso möglich. Vor 20 Jahren war die Mühle auch schon einmal beim Tag des offenen Denkmals dabei. Seitdem ist eine Generation ins Land gegangen. In der Mühle selber gibt es alte Bilder von vor 100 Jahren. Dazu kommt eine Karte, die die Niers mit ihren Verläufen zur kurkölnischen Zeit zeigt. „Oedt, wozu die Clörather Mühle gehörte, war Kurköln. Süchteln gehörte zum Herzogtum Jülich und Viersen war Gelderland“, berichtet Mertens, der sich intensiv mit der Geschichte der Mühle und der einstigen Wasserburg beschäftigt hat.
Wer indes auch die Niers sehen möchte, die einst die Mühle speiste, muss ein Stückchen weitergehen. Das Flüsschen fließt heute rund 300 Meter von der Mühle entfernt entlang der Wiesen und Felder.