Bei Ilnijya steht die Kirche im Mittelpunkt

Der 90-jährige Künstler zeigte seine Werke im Neersener Kultursalon. Die oft abgebildete Kirche spiegelt die Religiosität des Künstlers wider.

Neersen. Im Mittelpunkt des Kultursalons von Wolfgang Boochs stand Ilnijya Brovdiy - der Künstler aus der Ukraine feierte am Samstag in Neersen seinen 90.Geburtstag. Wolfgang Boochs hatte seinem Gast bereits in der vergangenen Woche ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: Der frühere Zwangsarbeiter in Braunau am Inn, der Geburtsstadt Hitlers, wollte diesen Ort noch einmal sehen. Außerdem interessierte ihn das Geburtshaus von Papst Benedikt.

Brovdiy wirkte mit seinen 90 Jahren noch sehr rüstig - das Malen hatte sich der Zimmermann selber beigebracht. Seine Heimat im Vierländereck an den Grenzen zu Ungarn, Rumänien und der Slowakei erinnert ein wenig an die Eifel mit ihren sanft geschwungenen Hügeln.

Was immer wieder auffällt: In vielen Landschaftsbildern steht eine Kirche im Mittelpunkt - sie spiegelt die Religiosität des alten Mannes wider. Es sind Holzkirchen, die griechisch-katholischen Christen erkennen den Papst als kirchliches Oberhaupt an.

Die Kirche in seinem Wohnort hatte Ilnijya Brovdiy mit Ikonenmalerei verziert, das Figürliche spielt bei seinen Bildern, die er in Neersen zeigt, eine untergeordnete Rolle. Wenn Menschen auf seinen Werken zu sehen sind, sind sie Protagonisten eines Landlebens, das von harter Arbeit geprägt ist.

Auf Details kommt es dem Künstler dabei offenbar nicht an - so wirken die Menschen anonymisiert, ohne persönliche Merkmale, gesichtslos. Viele Bilder sind violettstichig - satte Grüntöne überwiegen jedoch. Die Malerei verrät ein hohes Maß an Heimatliebe.

Ein ganz besonderes Erlebnis dürfte für den 90-Jährigen das Geburtstagskonzert gewesen sein. Dazu muss man wissen, dass seine Enkelin Radmila Brovdiy im Haus von Wolfgang Boochs lebt und in Düsseldorf Gesang studiert. Sie brachte ihrem Opa und den anderen Gästen, unter anderem auch ihrer Mutter, ein ausgiebiges Ständchen. Unterstützt wurde sie von Miyuki Brummer am Piano und Klaus-Peter Riemer (Querflöte).

Das Trio schlug jetzt zwei Fliegen mit einer Klappe: Es probte gleichzeitig für einen Auftritt am 3. Oktober in Eschweiler. Klassik stand auf dem Programm, los ging es mit Vivaldi. Die Resonanz war so groß, dass Stühle Mangelware wurden.