Viel Tempo bis zum Happy-End

Mit Thomas „Die Witwen“ startete das Tönisvorster Kulturprogramm in die neue Spielzeit. Eine kraftvolle Inszenierung mit ausgeprägten Charakteren.

St. Tönis. Neben den legendären "Lausbubengeschichten" stammen aus der Feder von Ludwig Thoma auch eine Reihe von Lustspielen. Sein Erstlingswerk "Die Witwen" war jetzt im Forum Corneliusfeld in der Version des a.gon-Theaters München zu sehen. Eine kraftvolle Inszenierung mit wirklich ausgeprägten Charakteren.

Im Mittelpunkt stand der Rechtsanwalt und Junggeselle Dr. Hans Stein - er wurde von Stefan Reck verkörpert - der unter anderem an der Seite von Manfred Krug in "Liebling Kreuzberg" gespielt hatte und wohl der prominenteste der beteiligten Akteure ist.

Die Rechtsanwaltskanzlei war nicht gerade sehr prunkvoll, und das aus gutem Grund: Der berufliche Ehrgeiz des Dr. Stein hielt sich in Grenzen. Ludwig Thoma hat hier sicherlich Autobiographisches mit eingebracht, war er doch ebenfalls für eine gewisse Zeit Anwalt ohne überschäumenden Eifer.

Singer, Steins Kanzlerschreiber (Michael Boettge) war da schon wesentlich geschäftstüchtiger. Dieser Geschäftssinn sollte die Grundlage bilden für eine grandiose Verwechslungskomödie - doch dazu später.

Zunächst einmal konnte sich das Publikum an so ungeschliffenen Gestalten erfreuen wie dem Hofbauern (gespielt von Markus Völlenklee), einem urigen Temperamentbündel mit ausgeprägt bayrischer Mundart. Eine wirklich tragende Rolle spielte der nicht, aber er hatte die meisten Lacher auf seiner Seite.

Die mütterliche Haushälterin, die sich über das normale berufliche Maß für ihren Chef engagiert - diese Rolle verkörperte jetzt Viktor, Steins alte Amme (Sarah Camp).

Ihr Engagement brachte den Stein ins Rollen: Sie wollte dem Glück des Doktors ein wenig nachhelfen und schickte ihm den schlitzohrigen Heiratsvermittler Johann Baptist Weber (Norbert Heckner), einen Mann mit rotem Samtwams und zweifelhaftem Ruf, wie eine leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Hofbauern zeigte.

Das Kernstück des Lustspiels in drei Akten: Die von Weber vermittelte Witwe Gabriele Warmbüchler (Susanne Brantl) gerät an den Kanzleischreiber, der sich als Dr. Stein ausgibt, um an das Mandat heranzukommen.

Und Dr. Stein gerät an die Witwe Gisela Werneck (Isabella Leicht), die die Kanzlei als Klientin aufsucht und nicht - wie Dr. Stein mutmaßt - als Heiratskandidatin.

In dem temporeichen Lustspiel, in dem jeder Schauspieler seine Rolle optimal beherrschte, sollte es ein Happy-End geben: Witwe Leicht, eigentlich gar nicht auf Zweisamkeit aus, zog ihren Doktor hinter seinem Schreibtisch hervor - der hatte längst Feuer gefangen.