Ideen für zwei historische Gebäude Pläne für Altes Rathaus Vorst

Tönisvorst. · Bodo Garden möchte das Gebäude für seniorengerechtes Wohnen anpassen. Ideen hat er auch für St. Tönis.

Der Verwaltungssitz in Vorst ist knapp 110 Jahre alt und seit 1984 ein Denkmal.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

(küp) Bodo Garden liebt Denkmäler. Wenn der 62-Jährige vor dem alten Vorster Rathaus steht, geht ihm das Herz auf. Wenn er am „Kaiserlichen Postamt“ in St. Tönis verweilt, ist er eher betrübt. Die baulichen Veränderungen, die das alte Postamt an der Bahnstraße, Ecke Wilhelmplatz erfahren hat, tun dem Willicher weh. „Beides sind im Kern herausragend schöne Gebäude, die es zu erhalten gilt“, sagt der Immobilien-Entwickler.

Um einerseits dem Kaiserlichen Postamt wieder den alten Glanz zu verleihen, andererseits das Vorster Rathaus in eine gesicherte Zukunft zu bringen, hat der gelernte Bankkaufmann vor etwa zwei Jahren sein Kaufinteresse bekundet. Er reichte Architektenpläne bei der Stadt Tönisvorst ein. Die plant bekanntlich einen Verwaltungsneubau, würde die alten Gebäude aufgeben. „Ich hätte Spaß daran und bin überzeugt, dass man beide Gebäude einer sinnvollen Nutzung unter Einhaltung des Denkmalcharakters weiterentwickeln kann“, sagt Garden.

Bodo Garden aus Willich ist Immobilien-Entwickler.

Foto: Axel Küppers

Zurzeit gehen im Vorster Rathaus 34 Stadtbedienstete der Bereiche Stadtentwicklung sowie Immobilien- und Gebäudemanagement ihrer Arbeit nach. Für die gesamte Parzelle schwebt Bodo Garden seniorengerechtes Wohnen vor. Diesen Impuls spürt er, wenn er sich die Bevölkerungsstruktur in St. Tönis und Vorst vor Augen hält. „Es gibt überwiegend Einfamilienhäuser mit der Generation 60plus, die irgendwann altersbedingt in eine komfortablere Einrichtung umziehen möchte“, sagt der Vater von drei Kindern.

Angemessener Wohnraum für die ältere Generation in der Stadt tut seiner Meinung nach not. Vor diesem Hintergrund hat das von ihm beauftragte Architekturbüro mga consult GmbH (Rheinbreitbach) Pläne für das 8000 Quadratmeter große Areal gezeichnet, die entweder Raum bieten für 70 Tagespflegeplätze oder 20 Wohneinheiten.

Konkret soll rechterhand hinter und neben dem Gebäude, wo sich jetzt der Mitarbeiter-Parkplatz befindet, ein zweigeschossiges Gebäude in Holzhybridbauweise mit einem begrünten Dach in 25-Grad-Neigung entstehen. Der kleinteilig gegliederte Baukörper verfügt über große Fenster und eine Putzfassade in einem weichen Cremeton. „Diese Architektur hebt sich ab von der Fassade des vorderen Gebäudes“, sagt Garden. Der knapp 110 Jahre alte Verwaltungssitz, seit 1984 Denkmal, soll laut Garden in seiner Ausdruckskraft nicht verändert, lediglich für Senioren-Wohnzwecke ertüchtigt werden.

Bodo Gardens Blick richtet sich auch auf ein Haus fünf Kilometer weiter östlich in der Stadt: Das alte Kaiserliche Postamt im Herzen von St. Tönis, 1911 bezogen und dann ein halbes Jahrhundert als Post betrieben, möchte der Immobilien-Entwickler wieder in den einst prächtigen Zustand zurückbauen, in dem es der Krefelder Architekt Adolf Stromenger konzipiert hatte.

Im Gegensatz zum Vorster Rathaus steht es nicht unter Denkmalschutz. Seit 1964 hat die Gemeinde das Postamt samt Anbau und Glaspassage als Verbindungsglied zum Rathaus unter ihren Fittichen. Nach Quellen des Heimatbunds St. Tönis existieren seit dem Jahr 2000 Erweiterungspläne, nach denen das alte Postgebäude für die Verwaltung erhalten bleiben sollte. Daraus ist nie etwas geworden.

Garden möchte das Postamtshaus wieder abkoppeln und ein repräsentatives Büro für Notare, Advokaten oder Wirtschaftsprüfer untergebracht wissen. Mit diesen Vorstellungen hat er Kontakt zur Stadt aufgenommen.

Der Immobilien-Entwickler ist in Gedanken bereits einen Schritt weiter; wenn mal das wenig repräsentative Verwaltungsgebäude entlang der Bahnstraße abgerissen und einem Neubau für die Gesamtverwaltung gewichen ist. Der Neubau sollte nach Gardens Überzeugung exakt an dieser Stelle errichtet werden, Platz genügend sei vorhanden. „Nach meinen Vorstellungen wären Rathaus-Neubau und das benachbarte Kaiserliche Postamt eine harmonische Einheit mitten in der City“, sagt der 62-Jährige.

Nach der Kommunalwahl muss der neue Stadtrat entscheiden, ob und wie er mit den Plänen umgeht. Bodo Garden hat in der Stadt bereits seine Visitenkarte mit dem St. Töniser Mertenshof abgegeben, den er 2016 erworben und einer gemischten Nutzung für Wohnen und Gastronomie zugeführt hat. Am Niederrhein hat er vorzugsweise Bauernhöfe umgebaut für moderne Wohnzwecke, unter anderem den Straterhof in Schiefbahn.

Die Idee der Tönisvorster Stadtväter ist, mit einem Verkauf des Vorster Rathauses einen Teil des Rathaus-Neubaus zu finanzieren. Dafür gab es grünes Licht im Stadtrat. Der Vorster Verwaltungssitz entspricht nicht mehr heutigen Standards. Er ist nicht barrierefrei, hat keine Isolierfenster, schlechte Dämmung, ein marodes Dach. Eine Bürgerinitiative will das Gebäude weiter in städtischer Hand wissen, um es in öffentlicher Nutzung Vereinen und örtlichen Organisationen zur Verfügung zu stellen.