Boxkurs in der Kulturhalle: Kein „auf-die-Nase-hauen“

In Schiefbahn konnten Interessierte ins Boxen hineinschnuppern.

Boxkurs in der Kulturhalle: Kein „auf-die-Nase-hauen“
Foto: Friedhelm Reimann

Schiefbahn. Dietmar Buschmann und Svenja Gräfing haben einiges gemeinsam. Beide sind 30 Jahre alt und in ihrer Freizeit kaum auseinander zu bringen. Sie sind nämlich privat ein Paar, führen außerdem gemeinsam die Taekwondo-Abteilung des Schiefbahner Judoclubs, er als Ressortleiter, sie als seine Stellvertreterin.

Boxkurs in der Kulturhalle: Kein „auf-die-Nase-hauen“
Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Gerade standen sich die Beiden mit Boxhandschuhen oder sogenannten Pratzen gegenüber und versuchten zu treffen, beziehungsweise den Schlägen auszuweichen. Verletzt wurde aber niemand, als jetzt die Abteilung einen dreistündigen Boxkurs ausrichtete.

Das Interesse war erstaunlich. Trotz hochsommerlichen Temperaturen kamen nahezu 40 Interessierte in die Kulturhalle. Jüngste Teilnehmerin war die achtjährige Leni Raven. Sie war mit Mutter Marleen und Schwester Enna (11) aus Alt-Willich gekommen und hatte wenige Tage zuvor im Taekwondo die Gürtelprüfung zum 6. Kup erfolgreich hinter sich gebracht.

„Boxen ist nicht das Richtige, glaube ich“, sagte Leni in der Pause. Auch die 21-jährige Pia Stracke war nach den ersten Trainingseinheiten skeptisch und meinte: „Ich gehe zwar ins Fitnessstudio, aber hier habe ich manchmal Schwierigkeiten mit der Koordination.“ Pia brachte ihre siebenjährige Chihuahua-Hündin mit. „Lotti“ bellte beim Boxcamp in der Kulturhalle einige Male, wollte damit wohl sagen, dass sie sich den Pfingstsamstag etwas anders vorgestellt hatte.

„Wir wollten mal zeigen, dass es auch andere Sportarten gibt und dass das Boxen nichts mit dem auf-die-Nase- hauen zu tun hat“, sagte Dietmar Buschmann. Er hatte Profis verpflichtet, so Kai Burchardt. Der 40-Jährige ist selbstständig, bietet unter anderem für Jugendclubs, Schulen aber auch für Vereine oder Firmen ein Boxtraining an.

Als Coaches mitgebracht hatte er neben Markus Lefen (38) den 58-jährigen Harald Rodewies. Er hatte bis 1984 in der ersten Bundesliga geboxt, war in den Jahren 1975 und 1976 bei den Amateuren Deutscher Meister im Mittelgewicht gewesen. Nach kurzer Theorie ging es zur Praxis, lernten die Teilnehmer erst einmal in der gesamten Gruppe die optimalen Stellungen, ihr Druck- und Spielbein oder ihre Führ- und Schlaghand kennen.

Mit dem dazu gehörenden Defensiv- und Offensivverhalten. „Das war gar nicht so einfach, alles in die richtige Reihenfolge zu bekommen“, meinten hinterher ebenfalls einige Herren aus Duisburg. Sie streifen sich in ihrer Freizeit auch nicht die Boxhandschuhe über, sondern haben oft das Ruder in der Hand: die Sechs sitzen beim Duisburger Kanuclub Homberg Gerdt entweder in den Kanus oder als das Team der „Samurais“ mit in einem Drachenboot. Dem Kanuclub gehört auch Svenja Gräfing an.

Nach der Pause wurde dann die Pratzen und Boxhandschuhe ausgegeben. „Ihr müsst mehr auf die Deckung achten, sonst könnte ihr in Echt die Kämpfe schnell vergessen“, rieten die Trainer den Neulingen. Die Teilnehmer, wovon etwa die Hälfte nicht aus der Taekwondo-Abteilung des Judoclubs war, gaben ihr Bestes. Gute Ansätze zeigte zum Beispiel Olivia Nickel.

Die Viersenerin (17) sagte: „Gut finde ich auch das Kickboxen.“ Dazu wenig später Buschmann: „Vielleicht bieten wir im nächsten Jahr mal einen Kurs im Kickboxen an.“ Im Dezember wird erst einmal ein neuer Selbstverteidigungslehrgang durchgeführt. Außerdem überlegt Buschmann, für die älteren und ehemaligen Kampfsportler einen speziellen Fitnesskurs zu machen.