„Demenz-Café“: Eine Auszeit von der häuslichen Pflege

In Vorst gibt es jetzt dienstags ein „Demenz-Café“. Es bietet Platz für bis zu neun Gäste.

Foto: Kurt Lübke

Vorst. Die alternde Gesellschaft ist eine Herausforderung: „Bis 2030 gibt es 46 Prozent mehr Demenz-Kranke in Tönisvorst“, rechnet Petra Davids vor. Die Seniorenberaterin der Stadt Tönisvorst und ihre Kollegin Stephanie Knapik steuern nun mit einem zusätzlichen Angebot gegen, das am Dienstag vorgestellt und eröffnet wurde: Das Demenzcafé am Markt 3 in den Räumen der Vorster Begegnungsstätte „Alte Post“.

Damit sollen pflegende Angehörige einmal pro Woche entlastet werden. Ein vergleichbares Projekt gibt es in St. Tönis seit Jahren (siehe Bericht oben). Nicht nur „Alte Post“-Leiterin Marlies Deus freut das sehr. „Die Pflege von an Demenz erkrankten Angehörigen ist zeit- und vor allem kräftezehrend“, sagt Petra Davids. Umso wichtiger sei es, den Pflegenden entsprechende Auszeiten zu ermöglichen.

„Die Angehörigen sind hier gut aufgehoben. In der Zeit können eigene Arztbesuche, Einkäufe oder andere Wege erledigt werden“, sagt sie. Immer dienstags von 14 bis 17 Uhr ist das Café am Vorster Marktplatz geöffnet, eine Ergänzung zum Angebot in St. Tönis. Derzeit gibt es dort 14 ehrenamtliche Helfer und zwölf Gäste.

Nun ist Vorst an der Reihe. Bis zu neun Gäste haben Platz im Café, um die sich derzeit zwei ausgebildete Betreuungsassistenten kümmern. Wer sich engagieren möchte und möglichst jede Woche dafür Zeit hat, kann unter Anleitung der Fachkräfte helfen. Die Ausbildung weiterer Assistenten ist geplant, die Kosten übernimmt die Stadt. „Dabei geht es mehr um Kontinuität als um Quantität. Denn Demenz-Kranke vergessen viel und brauchen feste Bezugspersonen, auch hier im Café“, sagt Petra Davids.

Über mangelndes Interesse beklagt sie sich nicht. Das erste halbe Jahr ist ein Testlauf. „Soweit sind wir gut aufgestellt. Danach schauen wir weiter.“ Der Austausch der Cafés hilft dabei: „Die zweite Anlaufstelle in Vorst ist eine gute Ergänzung“, sagt Bürgermeister Thomas Goßen, der als Fachbereichsleiter Soziales und Wohnen das neue Demenzcafé von Anfang an begleitet hat.

Für ein seniorengerechteres Tönisvorst gibt es derzeit unter anderem das Handlungskonzept Wohnen mit Ziel „ambulant vor stationär“, was Wohnen im Alter angeht. „Diese Aufgabe ist für uns eine Herausforderung“, sagt Goßen. Alle Beteiligten gehen diese gerne an.

Während die Senioren im Café Spiele spielen, Kaffee trinken, klönen oder ihre Wahrnehmung schulen, haben die Angehörigen eine verdiente Auszeit. Und das ist — da sind sich alle sicher — der Schlüssel für ein Plus an Lebensqualität und Gemeinsinn. kr