Tönisvorst Ein Extra-Lächeln in der Provinz
Die WZ trifft Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen vor der Bühne.
St. Tönis. Tanja Wedhorn und ich warten auf Herrn Mommsen. Er streift noch mit Peter Siegel, dem Chef des Stadtkulturbundes Tönisvorst, durch die roten Stuhlreihen des Forums Corneliusfeld, um für seine Mutter, die gleich mit zwei Freundinnen aus Düsseldorf anreist, drei nebeneinanderliegende Plätze zu reservieren.
Hat seine Mutter denn das Stück noch nicht gesehen, wo das Theater am Kurfürstendamm Berlin doch jetzt schon eine Wiederholungstournee macht? „Doch, doch“, grinst Oliver Mommsen, als er sich zum Interview setzt: „Aber die Freundinnen noch nicht.“
In knapp zwei Stunden werden die beiden Schauspieler in dem Zwei-Personen-Stück auf der Bühne gefordert sein. Stress haben sie nicht. Und auch dem Fotowunsch geben sie nach, ungeschminkt, unkompliziert, „obwohl doch die Bilder heute für die Ewigkeit sind“, sagt Tanja Wedhorn.
Beruhigt Familie im Publikum? „Ja, Familie beruhigt mich, manch eingeladener Regisseur nicht“, sagt sie. Wenn Mommsens Kumpels im Stück sind, kann er sich sicher sein, nach dem Schlussapplaus ehrliche Kritiker zu hören: „Die sagen auch schon mal: „Das war nicht mein Fall“. Dieses Stück, das wir heute hier spielen, fanden sie aber super.“
Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen hatten am Samstag frei — nach Auftritten in Buxtehude, Gifhorn und Buchholz, vor dem Gastspiel in St. Tönis. Der spielfreie Tag hat ihnen gutgetan: „Im Hotel bleiben, lesen, ein bisschen gammeln, nichts tun“, das war Mommsens Wohlfühl-Programm. Auch Tanja Wedhorn hat sich Ruhe gegönnt, „frei“ und keinen Abstecher nach Witten gemacht, wo sie geboren ist.
Spüren die beiden ihre Prominenz, die sie sich durch Haupt- und Serienrollen im Fernsehen erarbeitet haben, in der (liebevoll gemeint) Provinz stärker? Tanja Wedhorn schüttelt den Kopf: „Berlin lässt mich in Ruhe. Ich bewege mich komplett normal durchs Leben.“
„Manchmal gibt’s ein Extra-Lächeln, wenn man erkannt wird“, sagt Oliver Mommsen. In Bremen, wo er wegen seiner Tatortrolle als Kommissar Nils Stedefreund neben Sabine Postel „quasi zum Kulturgut gehört“, passiert es ihm häufig, dass er angesprochen wird. Wedhorn: „Aber es ist nicht so, dass sich die Atmosphäre in einem Restaurant ändert, nur weil wir es betreten, wie es beispielsweise Boris Becker passieren wird.“
Tournee, festes Theater-Engagement, Hauptrolle im Fernsehen oder das Warten zu Hause auf Filmrollen — auf die Frage, welche dieser vier Jahreszeiten eines Schauspielers sie mehr als andere mögen, antwortet Wedhorn: „Die Zeit, in der man nicht arbeitet, ist schön, wenn das nächste Engagement klar ist. Zwischen Theater und Drehen möchte ich mich nicht entscheiden müssen.“ Mommsen stimmt ihr zu: „Theater, da rattert man seitenweise Text runter, hält sich kopfmäßig fit und putzt das Handwerkszeug, das einem beim Drehen fürs Fernsehen wieder zugutekommt.“
Das Tour-Leben mit Team genießen beide. Manchmal erkunden sie die Städte, erjoggen sich die fremde Gegend. „Drei Wochen sind super. Ein Dreivierteljahr wäre unvorstellbar“, sagt Wedhorn: „Es ist wie Landschulheim. Wir leben für die Zeit ja völlig losgelöst, ohne Familie, Kinder, Freunde.“ „Ich hab’ das Kofferpacken perfektioniert“, so Mommsen, „sogar eine Bordküche dabei.“ Wedhorn: „Herr Mommsen kann uns komplett verpflegen.“
Die Besprechung des Stücks folgt.