Einzelhandel: Auf Zeitreise mit der Zeit

Uhren Odenbach stellte zum Geschäfts-Jubiläum Exemplare von gestern und heute aus.

Schiefbahn. Es ist der 8. September 1887. Mit einem Eigenkapital von nur vier Talern, geschenkt vom eigenen Bruder, eröffnet der 29- jährige Heinrich Odenbach eine kleine Uhrmacherwerkstatt in Schiefbahn. Zum Glück kommen später für die Anschaffung von Geräten und Werkzeugen nochmals 25 Taler zusammen, seine Unternehmung ist damals dennoch mehr als gewagt - doch sie gelingt. Schon zwei Jahre später kann er ein kleines Fachwerkhaus an der Schiefbahner Hochstraße kaufen.

Heute ist der kleine Uhrenladen auf der Hochstraße eines der ältesten Geschäfte in Schiefbahn überhaupt. Noch immer prangt die kunstvolle, historische Uhr des Gründervaters an der Hausfassade und zählt die Sekunden. Er hat sie damals selbst gebaut. Mittlerweile führt seine Urenkelin Jutta Meyer, geb. Odenbach, das Geschäft in der vierten Generation. 1993 übernahm sie es von ihrer Mutter.

Sein persönlicher Favorit jedoch ist etwas anderes, ein sogenanntes "Gangmodell". "Das ist ein großer Nachbau einer ganz normalen Uhr", sagt er weiter. "Man kann zwar nicht die Uhrzeit ablesen, aber man sieht genau die Zahnräder und wie sie arbeiten. So kann man die Funktion und die Arbeit eines Uhrwerks nachvollziehen. Das ist ziemlich faszinierend."

Bei aller Begeisterung und Leidenschaft für ihren Beruf ist Jutta Meyer angesichts der Entwicklung auch etwas wehmütig. Während die Fassadenuhr ihres Urgroßvaters früher von einem Turmuhrwerk betrieben wurde, funktioniert sie heute mit einem elektrischen Uhrwerk. Auch das Angebot ihres Geschäfts hat sich verändert. "Allein von dem Uhrengeschäft kann ich nicht leben", sagt sie. Daher bietet sie seit einiger Zeit zusätzlich eine kleine Auswahl Schmuck an.