Wenn Betreuung zur Belastung wird

Senioren: In St. Tönis wird ab Mitte Oktober ein Café für Demenzkranke angeboten – zur Entlastung der Angehörigen.

St. Tönis. Beschimpfungen, Beschuldigungen, Schlaflosigkeit und Sorge - Angehörige von Demenzkranken haben häufig nicht zuletzt deshalb schwer, weil sie die erkrankten Eltern, Großeltern oder Geschwister oft nicht verstehen können, kümmern sich aber trotzdem 24 Stunden am Tag um ihr Wohlergehen. Klar, dass die Nerven da auch schon mal blank liegen und der Wunsch nach ein paar freien Stunden geweckt wird.

Um Angehörigen wenigstens ab und zu eine Auszeit zu ermöglichen, haben sich "Alter-nativen", das Seniorenbüro in Tönisvorst, und die Evangelische Kirchengemeinde St. Tönis zusammengetan und ein Betreuungscafé für an Demenz erkrankte Menschen ins Leben gerufen.

22 ausgebildete Ehrenamtler stehen dort zur Verfügung, um die ankommenden Gäste für zwei bis drei Stunden zu umsorgen und damit die Betreuer in den Familien zu entlasten. Ein spezielles Programm gibt es nicht, die Aktivitäten richten sich ganz nach den Wünschen der Senioren. Ob spazieren gehen mit besonders unruhigen Patienten, singen oder einfach nur zuhören - jeder Demente bekommt eine Bezugsperson, die sich allein um ihn kümmert.

Ausgebildet wurden die Freiwilligen in einem 30-stündigen Kurs, der von Marion Wlotzka, Leiterin der Seniorenarbeit in der evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis, Regina Gerhard, Leiterin des Seniorenbüros Tönisvorst, und Erich Schützendorf, zweiter Vorsitzender im Seniorenbüro Tönisvorst, angeboten wurde. Dort wurden medizinische und rechtliche Fragen geklärt und Tipps zur Pflege, sowie zur Selbstpflege gegeben.

Beginnen wird die Betreuungsgruppe am Donnerstag, 18. Oktober, im Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde St.Tönis. Zunächst findet sie 14-tägig statt, bei großer Nachfrage vielleicht sogar ein- bis zweimal wöchentlich. Zusätzlich besuchen einige der ehrenamtlichen Mitarbeiter die Dementen, die nicht zum Café kommen können, zu Hause. So haben pflegende Angehörige die Möglichkeit, für ein paar Stunden ihre Pflicht abzugeben und Zeit zur eigenen Verfügung zu haben.