Flüchtlingsdorf für 280 Menschen

Zehn Wohngruppen in einer Siedlung aus gedämmten Metallhäusern sollen im nächsten April in Willich bezugsfertig sein.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Die Lage ist weiter dramatisch: Bis Ende des Jahres werden alle Flüchtlingsunterkünfte in der Stadt Willich voll besetzt sein. Erst jüngst hatte Sozialdezernentin Brigitte Schwerdtfeger aber betont, dass man die Nutzung einer weiteren Sporthalle als Notunterkunft unbedingt vermeiden wolle. Deshalb arbeitet die Stadt mit Hochdruck daran, ein Flüchtlingsdorf auf dem ehemaligen Sportplatz der britischen Streitkräfte an der Moltkestraße zu verwirklichen.

Vor einer Woche haben die Arbeiten begonnen. Sämtliche Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Abwasser müssen verlegt werden. Danach sollen zehn Wohngruppen mit je sieben Häusern entstehen, in denen es jeweils Platz für vier Personen gibt. 280 Menschen können so eine Unterkunft finden.

„Die Idee zu dem Dorf habe ich aus dem Internet“, erzählt der Erste Beigeordnete Willy Kerbusch. Anders als dort plant er aber keine Siedlung aus Holz, sondern eine aus gedämmtem Metall. Eine Willicher Firma besitze das Patent auf diese Hausform. Diese sei ursprünglich für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen entwickelt, bisher aber nie getestet worden.

Der große Vorteil der Bauweise: Sie sei deutlich preiswerter als wenn man Holzhäuser errichten würde. „Unser Ziel ist es, unter 500 Euro je Quadratmeter zu bleiben, inklusive Erschließung und Einrichtung“, sagt Kerbusch aus dem Blickwinkel des Kämmerers. Insgesamt wird das Dorf über eine Nutzfläche von 3100 Quadratmetern verfügen. Trotz des günstigen Preises verfügen die Häuser laut Kerbusch über Iso-Fenster, eine Elektro-Heizung und eine gute Wärmedämmung.

Die einzelnen Wohngruppen werden um eine asphaltierte Mittelachse herum angeordnet. Jedes Haus ist 24 Quadratmeter groß, jede Wohngruppe wird über einen Aufenthaltsraum von 35 Quadratmetern verfügen.

Hinzu kommt ein Küchenhaus von 30 Quadratmetern, „damit die Bewohner ihre Mahlzeiten selbst zubereiten können“, so Kerbusch. Mit Anlieferung von Essen nach deutschen Vorstellungen habe man landauf, landab in Flüchtlingsunterkünften schlechte Erfahrungen gemacht.

Zur Ausstattung des Dorfes gehören ein großer Multifunktionsraum, Waschräume und Duschen sowie Container für die Waschmaschinen. Im Eingangsbereich an der Moltkestraße wird es außerdem drei Container für die Verwaltung der Siedlung, den Wachdienst und Ehrenamtler geben. Der vorhandene Bolzplatz auf dem Gelände und zusätzliche Außenflächen bleiben für die Flüchtlinge erhalten.

Zunächst sollen in der Siedlung überwiegend alleinstehende Männer angesiedelt werden. Betreut werden sie laut Planung von einem Dorfmanager, einem Hausmeister und einer stundenweise eingesetzten Kraft. Ein Putzdienst wird Küchen und sanitäre Anlagen sauber halten, ihre Wohnräume müssen die Männer selbst in Ordnung halten. Ein Wachdienst wird mit zwei Mitarbeitern rund um die Uhr vor Ort sein.

Angelegt ist das Dorf für eine Nutzung von fünf Jahren. „Dann ist es auch finanztechnisch abgeschrieben“, sagt Kerbusch. In Betrieb gehen soll die Einrichtung allerdings erst in der letzten Januarwoche. Brigitte Schwerdtfeger habe daher die Bitte an die Bezirksregierung Arnsberg herangetragen, der Stadt Willich ab Anfang Januar bis zur Fertigstellung des Dorfes keine weiteren Flüchtlinge zuzuweisen.

Eine zweite Siedlung dieser Art wird ebenfalls vorbereitet. In der nächsten Woche im Haupt- und Finanzausschuss will die Verwaltung dafür einen Standort vorschlagen — möglicherweise ist er in Schiefbahn oder Neersen.

Dieses neue Dorf soll Platz für 300 bis 350 Flüchtlinge bieten und im April einsatzbereit sein. „Wir hätten dann insgesamt Platz für etwa 900 Flüchtlinge in den städtischen Einrichtungen“, so Willy Kerbusch.