Gutachten: Mehr Service ins Rathaus

Nach Aussage von Experten können in Tönisvorst knapp drei Millionen Euro gespart werden.

Tönisvorst. Knapp 60 Seiten ist es dick. Darin steckt jede Menge Einsparpotenzial - und viel Zündstoff. Die Rede ist vom Gutachten der Wuppertaler Unternehmensberatung Rinke. Die hatte seit Oktober 2007 in Tönisvorst den Haushalt analysiert und gleichzeitig der Verwaltung auf die Finger geschaut. Wo kann gespart werden? Wie können Verwaltungsabläufe verbessert werden? Diese Fragen galt es zu beantworten. Ihre Antworten stellten Klaus Spandöck und Andrea Sauer vom "Rinke Kommunal Team" gestern mit Bürgermeister Albert Schwarz der Presse vor.

"Wir schreiben nicht gerne Gutachten, die in der Schublade vermodern", betonte Spandöck. Und auch Albert Schwarz hofft, "dass das Gutachten nicht in den Akten verschwindet". Wobei er selbst in einem Punkt schon für das Gegenteil sorgt: Die Anregungen zum Thema Verwaltungsstruktur werden ab 1.Juni umgesetzt - zunächst nur zur Probe bis Ende März 2009.

Weniger Häuptlinge, mehr Indianer - so lässt sich dieser Punkt zusammenfassen. Denn die Personaldecke ist zwar dünn, doch der Verwaltungs-Wasserkopf würde jeder 400000-Einwohner-Stadt Ehre machen: Von 100 Mitarbeitern im Kernbereich sind 50in der Führungsebene - Amtsleiter, Abteilungsleiter, Sachbereichsleiter. Darum empfiehlt Rinke: Abbau der Amtsleiter-Ebene von 15 auf acht Stellen, Aufbau auf Seiten der Sachbearbeiter. Gleichzeitig müsse die Eigenverantwortung gestärkt werden. "Fachkarriere statt Hierarchiekarriere", nennt das Spandöck. Was bei zwei, drei Betroffenen, wie Schwarz einräumt, aber für wenig Begeisterung sorgt.

Der Service für den Bürger soll sich durch den Umbau verbessern. Was sich durch eine neue Raumplanung verstärken könne. Rinke schlägt im alten St.Töniser Rathaus eine zentrale Anlaufstelle vor, wo die Tönisvorster ohne lange Wartezeiten und Fußmärsche Fragen zu Wohngeld, Abfall oder Ordnung stellen können - und sofort beantwortet bekommen.

Jetzt kommt die Politik ins Spiel. Denn nur sie kann entscheiden, ob sie dem Vorschlag folgt, die Bücherei zugunsten dieses erweiterten Bürgerservices in die Grundschule Kirchplatz zu verlegen. Dort sollen auch Schul- und Kulturamt sowie die Fraktionszimmer zu finden sein. Polizei, Stadtkasse, Personalabteilung und Arge wollen die Gutachter im Verwaltungsgebäude Bahnstraße zusammenführen.

Das hätte den Vorteil, dass angemietete Räume abgegeben und ein Gebäude verkauft werden könnte. So spart man Geld. Insgesamt haben die Gutachter ein Sparpotenzial von drei Millionen Euro ausgemacht (siehe Kasten).

Die Politik wird sich am 17.Juni im Hauptausschuss mit dem Gutachten befassen. Positive Signale - etwa zum Bücherei-Umzug - hat es schon gegeben.