Willich Hinzen-Haus: „Glaspalast“ gefällt längst nicht jedem

Im Ausschuss sind die Anbau-Entwürfe vorgestellt worden. Manche sprechen von einem „Klotz“.

Foto: Rei; WD

Willich. Es ist ein recht kühner Vorentwurf und er stieß im Planungsausschuss nicht auf ungeteilte Zustimmung. Trotzdem gab es keine Zweifel darüber, dass der Willicher Unternehmer Bernt Lücke an das von ihm erworbene und zu gastronomischen Zwecken umfunktionierte Hinzen-Haus im Schatten der Pfarrkirche St. Katharina wird anbauen können. Das Verfahren wird als sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan erfolgen, Lücke hat zugesagt, ihn auf eigene Kosten durch ein Planungsbüro erstellen zu lassen.

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„Der Entwurf ist nicht sehr gefällig, aber wir stimmen dem Anbau zu“, erklärte Angelika Baumbach (FDP). Und sie fügte hinzu: „Er wirkt so, als würde der Neubau das Hinzen-Haus vom Platz drücken.“ Sascha Faßbender (CDU) signalisierte ebenfalls Zustimmung. Seine Kritik: „Man hätte es noch etwas schöner machen können, es sieht aus wie eine Mensa. Wir hoffen, dass es in der Realität etwas besser aussehen wird.“

Dabei sieht es eigentlich gar nicht schlecht aus, nur radikal modern und hat durchaus das Zeug, zum angesagten Treffpunkt zu werden. Der fast vollständig verglaste geplante Anbau wirkt mit seiner Höhe von 5,30 Metern fast mächtiger als das Hinzen-Haus selbst, sodass der denkmalgeschützte Altbau (er ist bis zum Dachfirst immerhin mehr als acht Meter hoch) künftig fast wie ein Anhängsel wirkt.

Das Besondere ist die enorme Raumhöhe, der Anbau erinnert an den Apple-Store am Düsseldorfer Kö-Bogen, der so hoch ist wie zwei normale Etagen und beim Betreten etwas Kathedralenhaftes hat. Während das alte Hinzen-Haus im Erdgeschoss knapp 37 Quadratmeter Fläche bietet, sollen jetzt rund 103 Quadratmeter hinzukommen.

Das Lokal in dem „Glaspalast“ wird 57 Quadratmeter groß sein, hinzu kommt der Thekenbereich mit knapp 18 Quadratmetern. In dem flacheren Verbindungsgebäude wird Platz sein für ein Lager und eine Toilettenanlage mit separater Behinderten-WC.

Die Technische Beigeordnete Martina Stall wies auf folgendes hin: „Es hat eine Mehrzahl von Entwürfen gegeben, die aber alle nicht auf die Gnade der Oberen Denkmalbehörde gestoßen sind.“ Der jetzt diskutierte Entwurf habe das Okay der Denkmalbehörde.

„Über Geschmack kann man streiten, unstrittig ist jedoch, dass der Anbau ein ziemlich großer Klotz ist“, sagte Christian Winterbach (Die Grünen). Seine Prognose. „Der Wind wird später noch stärker auf dem Marktplatz pfeifen, weil die Fläche für den Wind durch die Baumaßnahme verkleinert wird.“

Das Hinzen-Haus wurde 1876 neben der Pfarrkirche St. Katharina errichtet und steht unter Denkmalschutz. Als einziges Gebäude der einstigen „Kircheninsel-Umbauung“ überstand es den „Abrisswahn“ der Nachkriegszeit. Christel Hinzen betrieb dort ein Tabakwaren-Geschäft und lebte bis auch zu ihrem Tod vor vier Jahren in dem winzigen Gebäude.