Partnerschaft: Ein Krankenpfleger kämpft um seine Patienten

In Zogoree müssen Kranke mit einem Moped transportiert werden. Hygiene ist in der Station ein Fremdwort.

Willich/Zogoree. Fliegen, überall Fliegen. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass ein Tier verwest. Anstatt um ein Tier kreisen die Fliegen aber um ein neunjähriges Kind in der Krankenstation von Zogoree. Die ganze Familie von Kam ist da. Sie hat für sie Essen gekocht, beten für sie.

Der Krankenpfleger von Zogoree schaut gerade nach dem Rechten. "Sie wird wohl durchkommen", sagt P. Bahnabé Ouedraogo. Was Kam genau hat, ist nicht klar. Sie ist an einen Tropf angeschlossen und atmet schwer. Hygiene ist in der Krankenstation ein Fremdwort. Aber immerhin gibt es eine Station: "Früher haben die Menschen nur auf den Heiler vertraut", sagt P. Bahnabé Ouedraogo. Er ist als Krankenpfleger für elf der 16 Dörfer Zogorees verantwortlich.

Auch heute gehen viele erst zum Heiler. Denn die Behandlungen bei P. Bahnabé Ouedraogo kosten Geld. Eine Krankenversicherung kann sich auf dem Dorf keiner leisten: "Das System ist in den Anfängen", sagt P. Bahnabé Ouedraogo. Die Kosten liegen bei umgerechnet drei bis 4,60 Euro. Für einen Burkiner, der weniger als einen Euro am Tag zum Leben hat, viel Geld. Hinzu kommen Medikamente, die gekauft werden müssen.

Eine zwei bis dreijährige Ausbildung der "Nationalen Gesundheits-Organisation" hat P. Bahnabé Ouedraogo hinter sich. Größere Eingriffe kann und darf er nicht durchführen. "Da muss ich mich mit dem Krankenhaus in Ouahigouya in Verbindung setzen." Die 30 Kilometer über die holprige Piste bis zum Krankenhaus in Ouahigouya werden auf einem Moped zurückgelegt. Eine Tortur für die Kranken. Etwa eine Stunde dauert die Fahrt. Schnelle Hilfe gibt es nicht. "Wir brauchen dringend einen Krankenwagen", sagt P. Bahnabé Ouedraogo.

Überall mangelt es in Burkina Faso an gesundheitlicher Versorgung. 90 von 1000 Neugeborenen sterben kurz nach der Geburt, jede hundertste Schwangerschaft endet tödlich für die Mutter. Ein Burkiner wird im Durchschnitt nur 43 bis 49 Jahre alt. Ein Fünftel der Bevölkerung gilt als unterernährt. Mehr als 300 000 Kindern unter fünf Jahren sterben jedes Jahr an den Folgen mangelnder Ernährung. Hinzu kommt, dass sich der HI-Virus mit einer Infektionsrate von über vier Prozent ungebremst ausbreitet. Froh ist P. Bahnabé Ouedraogo darüber, dass der Staat wenigstens einige Impfungen zur Pflicht gemacht hat und diese auch bezahlt.

Der Autor dieser Zeilen war Anfang des Jahres viereinhalb Wochen in Burkina Faso. Die entstandenen Fotos werden in einer Ausstellung ab dem 24. August bis 13. September im Gründerzentrum im Stahlwerk Becker zu sehen sein.