Razzia bei McZahn
Ermittlungen: Drei Managern der Praxis-Kette wird Betrug vorgeworfen. Die Zentrale in Willich ist durchsucht worden.
Willich. Auf der Homepage der Firma wird unverdrossen Optimismus verbreitet: "Der erste Spatenstich für unseren neuen Hauptsitz im Stahlwerk Becker ist in Kürze, bezugsfertig soll er Ende 2008/Anfang 2009 sein", heißt es da zu anstehenden Projekten der McZahnAG.
Doch tatsächlich kommt der einstige Shooting-Star unter den jungen Unternehmen nicht aus den negativen Schlagzeilen: Nur wenige Wochen nach der Trennung von Gründer und Vorstand Werner Brandenbusch ermittelt die Wuppertaler Staatsanwaltschaft nun gegen drei Manager der Zahnarzt-Kette wegen Betrugs und Urkundenfälschung.
Kartonweise hatten die Ermittler am Dienstag in der Firmenzentrale an der Karl-Arnold-Straße in Münchheide Akten sichergestellt. "Das sah aus wie im Fall Zumwinkel", berichtete ein Augenzeuge. Offiziell zeigte sich das Unternehmen in einer Presseerklärung vom Vorgehen der Behörde "überrascht", bot der Staatsanwaltschaft aber gleichzeitig Unterstützung bei den Ermittlungen an.
Das Verfahren richtet sich gegen drei Vorstandsmitglieder im Alter von 40 bis 56Jahren. Die Firma soll für Zahnersatz aus China mit Hilfe gefälschter Zertifikate überhöhte Preise bei den Krankenkassen abgerechnet haben. Dabei soll ein Schaden von 860.000 Euro entstanden sein.
Es sei noch nicht geklärt, ob minderwertige Ware abgerechnet worden sei, sagte Ralf Meyer, Sprecher der Staatsanwaltschaft, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Ein Zahntechniker, der bis September 2007 für McZahn arbeitete, soll die Ermittlungen ausgelöst haben.
Das Unternehmen betonte, man habe nach den gesetzlichen Bestimmungen abgerechnet, dies sei von den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen geprüft worden. Es sei aber richtig, dass es Formfehler bei einer Importgesellschaft für Zahnersatz gegeben haben soll.
Deren Geschäftsführer ist Werner Brandenbusch, bis 25.Juni auch Chef bei McZahn. Er war dort wegen "unüberbrückbarer Meinungsverschiedenheiten mit den Investoren" ausgeschieden und hatte seine Aktien auf die Gesellschaft übertragen.
Wie die Staatsanwaltschaft gestern erläuterte, können Techniker bei Zahnersatzimporten sogenannte Konformitätserklärungen ausstellen. Sie sollen den Qualitätsstandard des Produkts bescheinigen. Es bestehe der Verdacht, dass diese Erklärungen gefälscht wurden.
Die Gesellschafter der AG hätten deshalb "personelle Konsequenzen" gezogen, sagt McZahn: Den drei Managern sei nahegelegt worden, aus dem Vorstand auszuscheiden. Zudem wurde vor einer Woche ein neuer Aufsichtsrat gewählt. An dessen Spitze steht nun der Krefelder Rechtsanwalt Rainer Girmes.
"Das Unternehmen hat sehr gute Marktchancen, muss aber mit etwas mehr Stringenz geführt werden", erklärte Girmes auf Anfrage unserer Redaktion. Das bisherige Management habe Fehler gemacht. Auch habe der alte Aufsichtsrat seine Kontrollaufgaben nicht im notwendigen Maße ausführen können, da seine Mitglieder teils zu weit entfernt wohnten.
Girmes bestätigte, dass Schadenersatzforderungen gegen einen der drei Manager geprüft werden.